Musiktipps

Bill Frisell: Im Dunkel hofft er aufs Licht

In der Elbphilharmonie zelebriert der amerikanische Jazzgitarrist Bill Frisell ein Fest der Ambivalenz. Von Ulrich Stock.

Vier Jazzkonzerte an zwei Tagen, alles ausverkauft, 3.750 Karten – na ja, kann man sagen, Elbphilharmonie halt, da kommen die Leute, um die Architektur mal von drinnen zu sehen, egal wer da gerade spielt. Aber so ist es eben nicht mehr. Geht man durch das mehrstöckige Parkdeck, auf dem das in der Novembersonne glitzernde Konzertgebäude thront, fällt auf, wie viele Autos aus Hamburg kommen und wie wenige von anderswoher. Die allerdings kommen aus Bremen, Lübeck, Rostock, Berlin, Düsseldorf, München, aus Dänemark und sogar aus Pinneberg. Der Tipp, sich die Nummernschilder anzuschauen, stammt übrigens vom Intendanten höchstselbst, Marktforschung en passant.

Bill Frisell zählt zu den profiliertesten Jazzmusikern Amerikas; sein Gitarrenspiel ist unverkennbar, dieses Tropfende, Schwelgende, dieses kurze, melancholisch grundierte Innehalten vor jeder Note, als wäre es schade, den Ton gleich in einer Folge verschwinden zu lassen. Der 72-Jährige ist ein Mann mit eigener Zeit und der unmaskulinste Gitarrist, den man sich vorstellen kann. Kein Macker, kein Posing, kein Kuck-mal-wie-schnell.




© Zeit Online, Kultur, 30.11.2023

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