„Büchners Bote“ Hörspiel von Hermann Kretzschmar
Meine Arbeit verweist auf Agitprop-Lehrstücke aus den 1920er-Jahren, aber nur als eine von vielen Verfahrensweisen der Textübertragung bis hin zu Rezitationsformen der konkreten Poesie, um aus der Distanz und im Zitat den Text zu ironisieren, zu brechen oder zu verstärken – je nachdem, ob er biblische Thematik bemüht, serielle Auflistungen von Zahlen über Staatsausgaben transportiert, geschichtliche Rückschauen und nationale Vergleiche anstellt oder gar die Dringlichkeit eines Volksaufstandes fordert.
Daneben stehen O-Töne aus Goddelau und von einer ‚Attack‘-Demonstration in Frankfurt am Main“, notierte Hermann Kretzschmar zu seinem Hörstück. Eva-Maria Lenz schrieb anlässlich der Ursendung in „epd medien“: „In durchdachter Balance von Distanz und Nähe … wagt Kretzschmar eine ‚Neuaneignung‘ des ‚Hessischen Landboten‘ aus spannungsreichen Perspektiven.“ Christian Hörburger notierte in der „Funkkorrespondenz“: „Hier wurde akustisches Neuland betreten. Büchners Kassiber und Worte bleiben wirkmächtig, zumal in dieser kunstvollen und aktuellen Zuspitzung.“
Hermann Kretzschmar, lebt in Frankfurt/Main, als Pianist des Ensemble Modern. Daneben eigene Kompostionen im Kontext der Neuen Musik, Hörstücke und Hörspielmusiken. Zuletzt für den SWR Bearbeiter (gemeinsam mit Leonhard Koppelmann) und Komponist für die Hörspielfassung von »Manhattan Transfer« nach John Dos Passos.
Mit: Jens Harzer, Wolfram Koch, Werner Wölbern u. a.
Komposition und Realisation: Hermann Kretzschmar
(Produktion: SWR / HR 2013)