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Eine Lange Nacht über Tom Waits „Songs von Menschen im Straßengraben“ Von Knut Benzner

Die Szene spielt in Australien 1979. Tom Waits ist zu Gast in einer Talkshow, die damals anders liefen als heute. Der Gastgeber in feinem Zwirn, Zweireiher, Weste, Krawatte, sieht sehr englisch aus. Dann kommt Waits.

Ausgebeulte Hose, schwarzes Hemd, ebenso ausgebeult, schwarze Cordjacke, der Kragen hoch gestellt, zerknautschter Hut. Plötzlich will Waits rauchen, aber es ist kein Aschenbecher zur Hand, der Talkmaster reicht ihm ein Gefäß, es ist ein gefülltes Wasserglas, Waits fällt die Kippe aus der Hand. „Wie lange singen Sie schon”, fragt der Moderator. „Wie lange was?”, fragt Waits zurück. 30 Jahre später schreibt jemand, der sich diesen Ausschnitt angesehen hat: „Es geht nicht ums Rauchen. Es geht um eine Botschaft. Alles raucht.” Tom Waits, tiefe Stimme, Texter, Sänger, Schauspieler, Klavierspieler, Kurt-Weill-Interpret, 19 LPs/CDs, zwei Soundtracks, 42 Filme. Schon lange kein Hobo mehr, kein Nachtschwärmer, kein Hund, der im Regen steht, sondern seriöser Familienvater. Am 7. Dezember wird der Mann 70.

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© Deutschlandfunk, Lange Nacht, 7.12.2019

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