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Enja Gründer Matthias Winckelmann: „Der Enthusiast“. Ein Nachruf von Andrian Kreye

Der Produzent und Labelgründer Matthias Winckelmann ist gestorben, der auf Enja mit Größen wie Chet Baker, Abdullah Ibrahim und Attila Zoller Jazzgeschichte geschrieben hat.

Matthias Winckelmann ist gestorben, Schallplattenproduzent und Co-Gründer des Jazzlabels Enja, dessen eigentliche Berufsbezeichnung „Enthusiast“ sein sollte. Das war nicht nur seine vorherrschende Gemütslage, sondern auch seine Methode. Wenn ihn jemand von einem Projekt überzeugte, dann war er schnell so begeistert, dass er die Musikerinnen und Musiker alleine mit seiner Leidenschaft oft zu Höchstleistungen brachte. Da musste er dann selten direkt in die Produktion eingreifen. Oft war er ganz bewusst nicht mit im Studio. Seine Vision war es, dass er die Visionen der Musiker verwirklichen wollte.

„Seine Begeisterungsfähigkeit war wirklich außergewöhnlich“, erzählt der Saxofonist Michael Hornstein. „Dieser Enthusiasmus hat alle um ihn herum angesteckt.“ Hornstein arbeitete mit Winckelmann vor sieben Jahren noch zusammen an einem Album. Das hatte er gemeinsam mit Bob Dorough eingespielt, dem legendären Jazz-Pianisten und Sänger, der mit Miles Davis gearbeitet und dann im Fernsehen Karriere gemacht hatte. Sie hatten eine Trioplatte mit Standards aufgenommen, die auf Doroughs sehr eigene Phrasierung abhob. Winckelmann war sofort begeistert und produzierte das Album auf Enja. Es sollte Doroughs letztes Album werden, und allein deswegen in die Jazzgeschichte eingehen. Wie so viele Alben, die Winckelmann produziert hatte.



© Süddeutsche Zeitung, Kultur, 20.6.2022

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