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Harrison Ford wird 80: „Der saure Blick des Helden“ Von Dietmar Dath

Er war und ist Han Solo, Indiana Jones, der Blade Runner und noch sehr vieles mehr: Zum Achtzigsten des Filmstars Harrison Ford.

Nicht der Bizeps, die Reflexe, das Scharfschützenauge oder schiere Lendenwut machen den soliden Mann aus, sondern die missmutigen Mundwinkel bei glasklarem Blick und die das Stirnrunzeln ergänzende senkrechte Sorgenfalte zwischen den Brauen, ohne Angstschweiß. Also vielleicht nicht den soliden Mann an sich, aber doch diesen hier. Wie oft Harrison Ford in irgendwelchen Filmen so guckt, als wäre er lieber in einem anderen Film, darf man gar nicht zählen wollen, sonst guckt man bald wie er in diesen Szenen.

Bei ihm funktioniert das, was in seiner Muttersprache mit zwei wunderbar dunklen Wörtern „frown“ und „scowl“ ge­nannt wird, immer dann am besten, wenn die Burschen, denen er so einen Stinkeblick hinbrennt, dem gewachsen sind: der abgedrehte Androide Rutger Hauer in „Blade Runner“ (1982), der Verfolger Tommy Lee Jones in „Auf der Flucht“ (1993) oder der halsstarrige Muskelball Daniel Craig, den Ford sich in „Cowboys and Aliens“ (2011) vom Leib halten muss, wobei er nicht nur seine Gesichtszüge, sondern auch die englische Grammatik zurechtknetet, wie’s ihm passt: „You don’t maybe know who you’re dealing with“, teilt er einem seiner Opfer in diesem Film mit, und dann wird er richtig ungemütlich.



© FAZ, Feuilleton, 13.7.2022 / Foto: Gage Skidmore


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