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John McLaughlin wird 80: „Ein Teufelskerl an der Jazzgitarre“ von Wolfgang Sandner

Er schuf eine Klangsprache, die weit über traditionelle Zwölftaktschemata oder Bebop-Akzente hinausgeht und stand mit Miles Davis wie Jimi Hendrix im Studio: zum achtzigsten Geburtstag von John McLaughlin.

Schwefelgeruch stieg den Hörern bei seinen Konzerten oft in die Nase. Wie bei Niccolò Paganini, wenn man Heinrich Heine Glauben schenken darf. John McLaughlin ist derjenige, der mit seiner Gitarre am schnellsten, höchsten, weitesten unterwegs war. Am lautesten und dämonischsten auch. Das will etwas heißen bei all den Pyrotechnikern an den sechs Saiten, vor allem in Rockmusikkreisen, die ihre E-Instrumente, wenn sie keine musikalischen Steigerungen mehr hergaben, auf der Bühne mit brachialer Gewalt in alle Einzelteile zerlegten, darauf herumtrampelten und in Brand setzten; von Pete Townshend bis Ritchie Blackmore – notorisch rabiate Punkrocker gar nicht berücksichtigt.

Immerhin muss man McLaughlin zugutehalten, dass er die Ausdrucksgrenzen seines Instruments – auch mit der achtzehnsaitigen elektrischen Doppelhalsgitarre – auf musikalischem Wege zu überschreiten suchte. Unheimlich blieben seine Virtuosität und sein komplexes Spiel dennoch. Vor allem als der Mann aus dem beschaulichen Yorkshire sich in den Siebzigern zeitgemäß Mahavishnu nannte und mit seinem indisch orientierten Orchester sowie der Gruppe Shakti solche Schnelligkeit der Phrasierung, zugleich geradezu gespenstische Exaktheit im melodischen Unisono mit kulturell so unterschiedlich sozialisierten Musikern an den Tag legte. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. Frank Zappa meinte beim Hören der Präzision in den High-Energy-Läufen von McLaughlin denn auch, er spiele die Gitarre wie ein Maschinengewehr.



© FAZ, Feuilleton, 4.1.2022


Besser war John McLaughlin wohl nie …. Atemberaubend!

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