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Jon Spencer & The Hitmakers: „Spencer Gets It Lit“ – Hits unterm Schmiedehammer

Warum nimmt der Mann keine Rücksicht auf sein Alter? Warum wird er nicht mild und zart und weich? Warum diese teuflischen Bilder und Inszenierungen? – Wer gedacht hatte, dass sich Jon Spencer nach dem unlängst verkündeten Aus seiner 25-jährigen Blues-Explosion-Historie zum Barry Manilow der Jetztzeit wandelt, ist in die Irre gelaufen. Von Olaf Velte.

Auf dem nun erschienen „Spencer Gets It Lit“-Album wird abermals (und doller als je zuvor) auf den vom tosenden Schmiedefeuer umbrandeten Amboss gedengelt, dass die Hörner wackeln.

er seit Beginn der Achtziger eingeschlagene Musikantenweg lässt dem 57-jährigen Amerikaner keine Wahl. Aufgewachsen ist er inmitten der Bluespunkgesetzlosen von Pussy Galore; seine Raketenbahn führt schließlich via Boss Hog und Heavy Trash zur Hexenmeisterei seines Explosiv-Trios. Um sein neues Triebwerk aufzuladen, nimmt er all jenes aus der konsequent unbequemen Vergangenheit, was zündet, dampft, kracht.



Mit dem Gespür des wahren Verführers hat er die passenden Schmiedegesellen in seine verrußte Werkstatt geladen. Während M. Sord hinter das Schlagzeug-Set klettert, belädt Sam Coomes – Allround-Underground seit Menschengedenken – sein Tasten-Sortiment mit unselig-gruseligen Zauberformeln. Wenn die irrsinnige Orgel durch den Auftakt-Kracher „Junk Man“ bollert, wird Ahnung zu Gewissheit: Hier braut sich etwas zusammen, vor dem uns schwindelt.



© Frankfurter Rundschau, Kultur, Musik, 23.5.2022

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