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Open Sounds: Studio Elektronische Musik: Nexus [23]: The BBC Radiophonic Workshop // Profil [64]: Delia Derbyshire

Schlägt man die Geschichtsbücher auf, wird schnell klar: Elektronische Musik wurde in Paris und Köln erfunden, britische Studios finden nur beiläufig Erwähnung. Und das bekannteste unter ihnen war offenbar gar kein Musikstudio, es führte den Begriff „Musik“ nicht einmal in seinem Namen: The BBC Radiophonic Workshop.

Nexus [23]: The BBC Radiophonic Workshop

Der Name „BBC Radiophonic Workshop“ mag noch einigen bekannt sein, kaum jemand aber kennt die Musik, die dort entstand. Die „radiophone Werkstatt“ war zuallererst ein Zulieferbetrieb fürs Radio, eine Effekt und Soundfabrik unter Verwendung elektroakustischer Techniken.

Wegbereiter waren Sendungen wie The Goon Show – eine Comedy-Serie von Peter Sellers, Spike Milligan und Harry Secombe, die von 1951 bis 1959 ausgestrahlt wurde. Eine der heute prominentesten Vertreterin des Workshops war Delia Derbyshire. Ihre Musik wurde allerdings erst nach ihrem Tod 2001 allmählich bekannt, nachdem zahlreiche Tonbänder auf einem Dachboden gefunden worden waren.

Mit Ausschnitten u.a. aus:

Pierre Schaeffer
essais radiophoniques

Samuel Beckett
All that Fall

Daphne Oram
Private Dreams and Public Nightmares
Amphitryon

Desmond Briscoe & Daphne Oram
Quartermass and the Pit

Dick Mills
Major Bloodnok’s Stomach

Phil Young
The artist speaks

Maddalena Faggandini
Interval Signal

Ray Cathode
Time Beat

Profil [64]: Delia Derbyshire

Delia Derbyshire kam 1962 als junge Musikerin und Mathematikerin zum BBC Radiophonic Workshop. Mit ihrer technischen und musikalischen Doppelqualifikation konnte die ehemalige Tontechnikerin dort rasch eine neue Soundqualität etablieren.

Beim BBC Radiophonic Workshop produzierte Delia Derbyshire zahlreiche Intros aus Tonband-Collagen und elektronische Musik fürs Fernsehprogramm. Ihre höchst originelle elektronische Fassung der Titelmusik, die der Komponist Ron Grainer für die Science-Fiction-Serie „Doctor Who“ entworfen hat, ist vermutlich bis heute eines der größten Erfolge des Londoner Workshops.

Wirklich entdeckt wurden ihre Arbeiten und deren musikalische Bedeutung aber wesentlich später: Erst 2009 gab die Manchester University die Entdeckung von 267 Tonbändern bekannt. Sie wurden auf dem Dachboden der 2001 verstorbenen Musikerin gefunden und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In der Sammlung befinden sich beeindruckend unheimliche Theater-Soundeffekte, hypnotisierende Ambient- Soundscapes und womöglich auch der erste elektronische Dancefloor-Track überhaupt – ein Stück, von dem man leicht denken könnte, es sei heute entstanden, und nicht bereits in den 60ern.

Mit Ausschnitten u. a. aus:

Delia Derbyshire
Depression
Celestial Cantabile
Bach’s Air
Mattachin
Ziwzih Ziwzih G
reat Zoos of the World
Dance from Noah
Falling – From the Dreams

White Noise, Delia Derbyshire
Love without Sound
The Black Mass: An Electric Strom in Hell

Delia Derbyshire and Anthony Newley
Moogies Bloogies

© WDR 3, Open Sounds, Studio Elektronische Musik, 25.11.2017

7 Gedanken zu „Open Sounds: Studio Elektronische Musik: Nexus [23]: The BBC Radiophonic Workshop // Profil [64]: Delia Derbyshire

  • Pling-Plong

    Danke vielmals für das wieder Einstellen bester portfuzzle!
    Habe es mir soeben gespeichert.
    Delia Derbyshire ist schon eine faszinierende Person gewesen!
    Ich würde zu gerne mit der Zeitmaschine für ein paar Tage zurück in ihre Zeit reisen und den 4 Uhr Tee mit ihr einnehmen….. 🙂

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    • portfuzzle

      Da würde ich mich gerne anschließen 😉

      Antwort
  • Pling-Plong

    Na, dann schauen wir doch mal, wo Dr.Who momentan seine Tardis geparkt hat,
    für die Sache leiht er sie uns bestimmt…. 🙂

    Antwort
  • portfuzzle

    Ok, dann bin ich hier raus… Dr. Who kenne ich nicht. Aber ja, warum nicht 😉

    Antwort
  • Pling-Plong

    „Dr.Who“ war/ist eine BBC Sci-Fi/ Fantasy-Serie über einen Zeitreisenden, die Tardis war sein Zeit-Raumschiff in Gestalt einer Britischen Telefonzelle:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Doctor_Who

    https://de.wikipedia.org/wiki/TARDIS

    Derbyshire war lange Zeit nur dafür bekannt, die Titelmelodie gestaltet zu haben.
    Da sie aber bei der BBC nur als „Technikerin “ geführt wurde, hat sie nie reale Tantiemen dafür bekommen…..
    Sehr traurige Geschichte.
    Fachwissen für Voll-Nerds….. 😉

    Antwort
  • portfuzzle

    Danke, jetzt weiß ich auch Bescheid. Dass sie die Titelmelodie dafür geschrieben hatte, wusste ich allerdings.

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