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Release Tipp: Catherine Graindorge – Eldorado / Glitterbeat/tak:til

Momentan habe ich es mit dem Harmonium. Schwingt es bei der Musik von Nils immer mit, so ist es jetzt bei Catherine Graindorge auch präsent. Ihrer Musik ist eine Tiefe eigen, die fern aller Schwermütigkeit trotzdem oder gerade deswegen zu berühren vermag.


Die belgische Geigerin und Komponistin Catherine Graindorge ist bekannt für ihre Zusammenarbeit mit Nick Cave und Mark Lanegan sowie für ihre Arbeit als Teil der psychedelischen Post-Rock-Band Nile on waX und Musik, die sie für Film und Theater geschrieben hat. Nach „The secret of us all“ ist „Eldorado“ das zweite Soloalbum von Graindorge. Benannt nach jenen mythischen Ort, der für Gold im Überfluss steht und viele Eroberer auf den südamerikanischen Kontinent zog.


Catherine Graindorge

Ich habe nie darüber nachgedacht, das Instrument zu wechseln, die Erkundung mit meiner Geige, Bratsche und Effektpedalen ist endlos…. Für dieses Album, Eldorado, ist der Klang des Harmoniums neu. Ich liebe die Art und Weise, wie es mit meiner Geige verschmilzt. Ich setze auch meine Stimme ein, auf eine Art ‚Geigenart‘.

Catherine Graindorge



Zu weilen haben Graindorges Kompositionen etwas Geisterhaftes an sich, wie bei „Ghost Train“, wo leise gesprochene Worte durch den wirbelnden Klangnebel blicken. Es kann aber auch sehr körperlich sein, was sie tut. Das wird schon bei den ersten Tönen von „Lockdown“ deutlich, wenn das solide Dröhnen des Harmoniums ein Fundament für ihre Violine bildet. Während des ersten Lockdowns war sie in Belgien gefangen. Es ist ein langsamer Aufbau, die Musik erforscht die Textur der Noten, wie Schichten der Erinnerung, die allmählich an die Oberfläche kommen.



Es ist ein sehr persönliches Album voller Geschichten und Erinnerungen, wie „Rosalie“, ein Stück, das sie komponierte, nachdem sie vom Tod einer ruandischen Frau in Belgien gelesen hatte. Rosalie war 1995 mit ihrem Mann nach Belgien gekommen, um dem Völkermord in ihrem Heimatland zu entkommen, und Graindorges Vater, ein Anwalt, hatte sich mit ihr angefreundet. „Rosalie“ ist zwischen den verworrenen, atmenden Schatten des Harmoniums und dem Knarren der Saiten gefangen, bevor es sich langsam zum Licht hin löst.

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