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Theater im Hörspiel „Kaspar“ Von Peter Handke

Das 1968 in Frankfurt in der Regie von Claus Peymann uraufgeführte Stück gilt als Klassiker des neuen, sprachskeptischen Theaters. Handke zeigt am Beispiel der Kunstfigur Kaspar den Mechanismus der Sprache als Methode erzieherischer Dressur. 

Schrittweise wird Kaspar durch die Behandlung seiner „Einsager“ zum „Nachsager“, bis er das Stadium der vollkommenen Anpassung erreicht hat.

Für den ORF hat Peter Handke 1968 eine Hörspielfassung seines Theaterstücks geschaffen. Handke: „Das Stück ‚Kaspar‘ zeigt nicht, wie es wirklich ist oder wirklich war mit Kaspar Hauser. Es zeigt, was möglich ist mit jemandem. Es zeigt, wie jemand durch Sprechen zum Sprechen gebracht werden kann. Das Stück könnte auch ‚Sprechfolterung‘ heißen. Die Stimmen, die auf den Helden einsprechen, sollten, obwohl in ihrem Sinn immer ganz verständlich, die Sprechweisen von Stimmen sein, bei denen auch in der Wirklichkeit ein technisches Medium zwischengeschaltet ist: Telefonstimmen, Radio- und Fernsehansagerstimmen, die Stimmen der Zeitansage im Telefon, die automatischen Antworttonbänder (Zugauskunft, bitte warten), die Sprechweisen von Fußballkommentatoren. Alle diese Sprechweisen können auf den Text angewendet werden, freilich nur so, dass durch sie der Sinn oder Unsinn des Eingesagten verdeutlicht wird. Kaspar hat keine Ähnlichkeit mit einem Spaßmacher.“

„Kaspar“. Von Peter Handke.
Mit Helmut Wlasak, Dietlindt Haug, Ditha Schradi, Otto David und Dieter Dorner.
Hörspielbearbeitung: Peter Handke.
Regie: Rudolf Kautek (ORF Steiermark 1968)

© Ö1, Kunstsonntag: Radiokunst – Kunstradio, 14.6.2020

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