Teil 2 unseres Streifzugs durch die verschiedenen Versionen, Arrangements und Anreicherungen der Winterreise. Der monumentale Zyklus erweist sich durch alle Wandlungen hindurch immer wieder als erstaunlich resistent, ja unverwüstlich.
Auch für Mauricio Kagels „Lieder-Oper“ Aus Deutschland ist das Opus neben anderen romantischen Zyklen die wichtigste Referenz. Kagel collagiert die Gedichte, verzichtet jedoch auf musikalische Zitate: „Es klingt nach Kagel, erinnert jedoch an Schubert“. Bernhard Lang wagt ebenfalls eine Neuvertonung, remixt dazu Schubert-Fragmente. Lang übersetzt die Lieder ins Heute, stilistisch vielfältig, mit englischen Texten, die sich an Wilhelm Müller anlehnen und nähert das Ganze bewusst der Pop-Sphäre. Einen ganz anderen Weg schlägt Alberto Posadas ein, der nur wenige Zeilen von Müller neu vertont: Der Weg ist hier Symbol für Vergänglichkeit und ewiges Werden. Auch Reiner Bredemeyer verzichtet ganz auf Schuberts Musik. Er fühlt sich herausgefordert „von den bitteren Versen eines politischen Dichters, der einhundert Jahre zuvor sich einmischte in die Angelegenheiten der Zeit.“
Mit Auschnitten aus:
Mauricio Kagel: “Aus Deutschland“ Eine Lieder-Oper; Aloys Kontarsky, Klavier; Solisten,
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin, Leitung: Michael Gielen
Reiner Bredemeyer: „Die Winterreise“ Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten;
Georg Christoph Biller, Bariton; Josef Christof, Klavier; Sebastian Weigle, Horn
Bernhard Lang: „The Cold Trip“ Monadologie XXXII nach Schuberts „Winterreise“,
Part I für Stimme und 4 Gitarren, Part II für Klavier, Laptop und Stimme; Sarah Maria Sun, Stimme;
Aleph Guitar Quartet; Juliet Fraser, Stimme; Mark Knoop, Klavier und Laptop
Alberto Posadas: „Poetica del camino“ für 6 Stimmen und Ensemble; Neue Vocalsolisten; ensemble recherche
© WDR 3, Studio Neue Musik,7.2.2021