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Zum 30. Todestag von Miles Davis

Womöglich war kein anderer Jazzmusiker so nah dran am musikalischen Geist der Zeit, wie Miles Davis. Die Jazzredaktion von NDR Kultur erinnert in dieser Woche ausführlich an seinen 30. Todestag. Redaktion Michael Laages.

„Von Bebop bis HipHop“ – Miles Davis Biografie 1/2

Ein Weltstar wollte er sein, und zwar ein schwarzer Weltstar. Diesen Weg, sagt Wolfram Knauer, Leiter des Darmstädter-Jazzinstituts, habe Miles Davis so konsequent verfolgt wie niemand sonst. Mit allen Kompromissen, die das mit sich brachte. Zur „Marke“ musste er werden, den eigenen Stil behaupten, weit über den Alltag der Musik hinaus: indem Miles „hip“ war, indem er modisch posierte, indem er malte, indem er das eigene Ich mit unterschiedlichsten Masken versah und sich als das Idol darstellte, das er sein wollte. Er war ja kein „underdog“ als Sohn wohlhabender Eltern aus Alton im Bundesstaat Illinois – aber dem allgegenwärtigen Rassismus der amerikanischen Gesellschaft hielt er seit früher Jugend die Vision vom eigenen Erfolg entgegen. Gegen alle Widerstände.



Round Midnight – Miles Davis Biografie 2/2

Ein Unikat des Jazz, dessen instrumentalen Klang Fans und Fachleute nach den ersten drei Noten erkennen, war Miles Davis zwar auch, aber einzigartig war vor allem seine Vielseitigkeit. So blieb es völlig unvorstellbar, dass er – etwa nach „Birth of he Cool“ oder den Gil-Evans-Arrangements für „Porgy and Bess“ und „Sketches of Spain“ – einfach so hätte weiter machen können bis zum Tode mit nur 65 Jahren. Gerade die Tatsache, dass er nicht festzulegen und einsortierbar war in die Schubladen stilistischer Epochen, hat ihn zur Legende werden lassen.



About Miles – Miles Davis im Spiegel prominenter Zeitzeugen

„Als Miles Davis die besten Musiker hatte, die man sich für seine jeweilige Phase vorstellen konnte, löste er die Band auf. Was wäre mutiger als das?!!“ Sagt der jazzaffine Sänger & Songschreiber Elvis Costello über einen Künstler, der keinen Stillstand kannte und sich stets neu erfand.

Beispielsweise Ende der 1960er Jahre, als er zusammen mit dem Keyboarder Joe Zawinul den elektrischen Jazz kreierte. Eine Phase, die für den Posaunisten Nils Landgren gar zur „Einstiegsdroge“ geriet – in Gestalt der wilden und eruptiven Klanglandschaften des Albums „Live-Evil“ aus dem Jahre 1971, von denen er lange Zeit „wie besetzt“ gewesen sei: „Seine ganze Arbeit seit den frühen 1970er Jahren bewegte sich in diese Richtung.“



© NDR Kultur, Jazz, Round Midnight, 28./29./30.9.2021

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