20 Jahre Tzadik

Heute Abend 22.05 Uhr WDR 3 „Jazz & World“ 

„Tzadik“
Eine Werkstatt der jüdischen Jazz-Avantgarde: Vor 20 Jahren gründete John Zorn sein Plattenlabel Tzadik

mit Karl Lippegaus

Den 62-jährigen John Zorn noch immer als enfant terrible der aktuellen Musikszene zu bezeichnen wäre grotesk. Längst hat sich der New Yorker auf breiter Front etabliert: als Komponist, Produzent, Label-Macher,Bandleader und mehr. Jetzt feiert sein Label Tzadik 20. Jubiläum.

Alles begann in den 1970er-Jahren, als John Zorn als ein Katalysator in der sogenannten downtown-Szene wirkte und sich weltweit ein Publikum schuf, das beileibe nicht nur Jazz konsumiert. Da war einerseits sein „grenzenloser“Musikgeschmack, das Auflösen von Geschmacksgrenzen zwischen Hardbop undSpeedmetal, Noise und Neuer Kammermusik; andererseits fand Zorn auch neue Kompositionstechniken, die nicht nur der improvisierten Musik neue Impulse gaben.

Nach bahnbrechenden Alben wie The Big Gundown und Spillane, war die Gründung eines eigenen Plattenlabels nur ein logischer Schritt. Mitte der 1990er-Jahre gründete John Zorn sein Label Tzadik Records, benannt nach dem Zaddik, der Bezeichnung für einen Rechtschaffenen im Chassidismus.

Werkstatt der jüdischen JazzAvantgarde

Mittlerweile sind Hunderte von Alben auf dem Label erschienen, die laut dem Posaunisten und Musiktheoretiker George Lewis Zorns „extreme Offenheit gegenüber neuen Ideen“ reflektieren. Zorn selbst hat auf seinem Label über 30 eigene Produktionen verwirklicht. Die TzadikCDs und DVDs erscheinen in Sparten wie Radical Jewish Culture, Composers Series, New Japan und Lunatic Fringe. Als lunatic fringe – Extremist, Fanatiker – verortet Zorn sich gerne selbst. „Es gibt nur einen John Zorn, aber das wofür ich stehe, wird bewirken, dass es mehr Leute wie mich geben wird, denn es ist ein so reiches, aufregendes, kreatives Dasein.“     

© WDR 3, Jazz & World, 12.2.2016, Karl Lippegaus