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„Keine Ahnung“ Hörspiel von Nele Stuhler

Dieses Hörspiel der jungen, bereits vielfach ausgezeichneten Berliner Dramatikerin Nele Stuhler wurde als Hörspiel des Monats August 2020 ausgezeichnet.

Hier nehmen zwei gewitzte und kluge Frauen den berühmten Satz von Sokrates „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ ernst. Sie hinterfragen unterhaltsam wie erkenntnisreich Mythen und Geisteshaltungen, die von der biblischen Schöpfungsgeschichte, Museumspädagogik bis zur Vereinbarkeit von Kunst und Mutterschaft reichen. Der Frauen ironisches Credo: Wir haben zwar keine Ahnung, aber das ist gut so, um Erkenntnisse zu gewinnen.

Keine Ahnung
Von Nele Stuhler
Regie: die Autorin
Mit: Sophie Rois, Sarah Gailer, Paula Thielecke und der Autorin
Künstlerische Mitarbeit: Lisa Schettel
Musik: Laura Eggert
Ton und Technik: Andreas Stoffels und Sonja Rebel
Dramaturgie: Julia Gabel und Johann Mittmann
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2020

Nele Stuhler, geboren in Neu Meteln und aufgewachsen in Berlin, arbeitet als Autorin, Regisseurin und Performerin, alleine und mit anderen, unter anderem an den Sophiensaelen Berlin, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspielhaus Wien, am Schauspielhaus Graz, dem HAU Berlin und den Münchner Kammerspielen. Für ihr Theaterstück „Fische“ erhielt sie 2016 den Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik und 2018 den Else-Lasker-Schüler Stückepreis.
„Keine Ahnung“ ist nach „Fux gewinnt 4/3“ (2017, von Gruppe FUX) und „Mauerschau“ (2018) ihre dritte Hörspielarbeit für Deutschlandfunk Kultur

Keine Ahnung wurde von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats August 2020 benannt. Hier die Begründung der Jury:

„Und wie die Welt anders denken, wenn man denkt wie die Welt, wenn man schon immer ein bisschen wird, wie es immer schon war. Sozusagen. Keine Ahnung.“

Kassandra und Sandra, das sind die Protagonistinnen des Hörspiels „Keine Ahnung“. Sie sind auch: zwei entgegengesetzte Denkweisen, Geisteshaltungen und Weltanschauungen. Kassandra ist fürs Verstehen zuständig, Sandra fürs Nicht-Verstehen. Getrieben vom wütenden Wunsch, alles wissen zu wollen, unternehmen die beiden Protagonistinnen den Versuch, die eigene Ahnungslosigkeit nicht als Begrenzung zu sehen, die es zu verstecken gilt, sondern als Grundlage, um der Welt begegnen zu können. „Vorlesungen über das Nichtwissen heißt dieses Unternehmen oder nonepistemische Vorlesungen, also epistemunlogische Vorlesungen sozusagen oder Keine Ahnung-Vorlesungen über die Ahnungslosigkeit.“, so bezeichnet die Erzählerin das wagemutige Experiment. In diesem hinterfragen die beiden Protagonistinnen traditionelle Weltordnungen sowie Formen und Konzepte von Wissensan eignung und -verbreitung. Rasant und mit vielen Wortspielen zerpflücken Sandra und Kassandra den biblischen Schöpfungsmythos, interpretieren die griechische Mythologie neu, führen einen Diskurs über Museumsdidaktik, Autor*innen- und Mutterschaft und stellen am Schluss ein agnostisches Manifest auf. Mit intelligentem Witz schafft es das Hörspiel „Keine Ahnung“, die Balance zwischen Unterhaltung und Erkenntnisstiftung zu wahren.

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