Medientipps

„Kahlschlag bei der Kultur“ Einsparpläne beim Kultursender Bayern 2

Der Bayerische Rundfunk will seine Kultur-Welle neu aufstellen. Mit­ar­bei­te­nde fürchten drastische Kürzungen, der Literaturbetrieb protestiert. Von Patrick Guyton.

„Im Sender herrscht eine riesige Aufregung. Man fürchtet die Streichung von allem, was nicht Mainstream ist.“ Das sagt jemand, der sich auskennt, über die drastisch klingenden Kürzungs- und Einsparpläne beim Kultursender Bayern 2 des Bayerischen Rundfunks (BR). „Das wäre bitter und verheerend, das darf so nicht durchgehen.“ Die Person möchte anonym bleiben.

Der Sender will die Berichterstattung in seiner Kultur-Welle neu aufstellen. So viel ist klar. Im Herbst sollen konkrete Pläne vorgestellt werden, die Umstellung ist für den April 2024 anvisiert. Doch was jetzt an die Mitarbeitenden durchdringt, alarmiert diese. Laut einem Papier soll das in Umrissen in allen ARD-Kultursendern ähnlich geschehen. Doch beim BR scheint man am schnellsten voranzuschreiten.

In einem scharfen Protestschreiben, das im Sender die Runde macht, heißt es: „Den Kultursendungen droht der Kahlschlag.“ Der BR plane, mehr als sieben Stunden Sendezeit pro Woche zu streichen. Renommierte Reihen sollen eingestellt werden, wie etwa die „Kulturwelt“, das Büchermagazin „Diwan“ oder das „Kulturjournal“. Stattdessen finde gemäß der gesamten ARD-Reformagenda eine „umfassende Zentralisierung“ statt.

Bis 2028 will die ARD beim herkömmlichen Programm 250 Millionen Euro sparen und ins Digitale umschichten. BR-Intendantin Katja Wildermuth sprach für ihren Sender von 25 Millionen. Vor allem ihr Auftritt bei den Münchner Medientagen im Oktober 2022 erzürnte die BR-Kulturbelegschaft. In ARD-„Kompetenzzentren“ könnten Themen wie „Heizungstipps, Hüftgelenksoperationen, Literaturkritik, Royals“ künftig „gebündelt werden“, hatte sie gesagt.



© TAZ, Gesellschaft, Medien, 4.8.2023

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