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Elly Ney und ihr Chauffeur

Tonbandprotokolle aus der Limousine
Von Axel Fuhrmann

Die Pianistin Elly Ney ist ein Mythos – eine Legende. Die einen verehren sie als „Hohe Priesterin Beethovens“. Für die anderen ist sie „Hitlers Pianistin“. Sie selbst verstand sich als „Volkspianistin“. Wie Leni Riefenstahl oder Winifred Wagner ließ sie sich von der Naziideologie verführen und wurde eine willige Helferin und Profiteurin des Hitler-Regimes. Ihr Publikum bejubelte sie als größte Beethoven-Interpretin ihrer Zeit, doch bis heute gilt Elly Ney auch als die umstrittenste Pianistin des zwanzigsten Jahrhunderts.
Fritjof von Bodungen war der Chauffeur und Vertraute Elly Neys. Er verbrachte mehr Zeit mit der Pianistin als ihre engsten Verwandten, und er begleitete sie auf ihren Konzerttourneen bis zu ihrem Tod 1968. In seinem Haus am Starnberger See hütet er einen ganz besonderen, bislang unbekannten Schatz: Tonbandaufnahmen, auf denen Elly Ney mit ihm über Künstlerisches und Privates spricht.
Mit dem Mikrofon am Rückspiegel und dem Aufnahmegerät auf dem Rücksitz gelangen dem Chauffeur Tonbandprotokolle von erstaunlicher Direktheit und Ehrlichkeit.
Erstmals öffnet Fritjof von Bodungen nun sein privates Tonbandarchiv und macht den Zuhörer dieses Radiofeatures zum Mitreisenden auf einer spannenden Fahrt in die Vergangenheit und in die Gedankenwelt der Elly Ney.

© SWR 2, SWR2 Musik kommentiert, 9.12.2015