In Silke Eberhards Musik haben Charles Mingus und vor allem Eric Dolphy deutliche Spuren hinterlassen, obwohl sie keinem von beiden je begegnet ist. Bei Mingus hätte es zumindest theoretisch eine Chance gegeben, allerdings ist er 1979 gestorben, da war Silke Eberhard noch nicht im Jazz-Alter.
In Sachen Eric Dolphy aber und in seiner Art, Musik zu erfinden und zu verstehen, ist Silke Eberhard eine echte Autorität. Sie hat in verschiedenen Kontexten seine Kompositionen für alternative Instrumental-Konstellationen arrangiert, hat ein unvollendetes dreisätziges Stück von ihm zu Ende geschrieben und eingespielt, und seit gut zehn Jahren ist sie mit ihrer Band Potsa Lotsa zugange, die als Bläserquartett entstand, sich zum Septett aufstockte und mittlerweile als Potsa Lotsa XL zum Tentett angewachsen ist. „Potsa Lotsa“ ist ein alternativer Titel für Eric Dolphys Komposition „Number Eight“….
© Frankfurter Rundschau, Kultur, Musik, 8.6.2020