Sein kompositorischer Ansatz gegenüber literarischen Texten eröffnete dem Hörspiel, sich wieder aus dem Geiste der Pop- und der zeitgenössischen Avantgarde zu positionieren: hochartifiziell und doch politisch, als eigenständige Kunst jenseits des akustischen Textdramas, dem das Bild fehlt, oder abstrakten Klangarbeiten, die auf die inszenatorische Durchdringung des Textes verzichten.
Prometheus, der für die Menschen das Feuer geraubt hatte, wurde von den Göttern zur Strafe an den Kaukasus geschmiedet – und nach Jahrtausenden von Herakles befreit. In seinem Hörstück will Heiner Goebbels – „mit selbstständigen musikalischen Mitteln, die in der Ausdruckshierarchie nicht unter, sondern neben dem Text rangieren“ – unter anderem „die neuen politischen Perspektiven der Arbeit am Mythos hörbar machen. Einmal ist er als Feuerräuber Helfer der Menschen, zum anderen ist er Gast am Tisch der Götter – und der Vorteile dieses Privilegs ist er sich durchaus bewusst.“
Die Befreiung des Prometheus
Mit: Ernst Stötzner, David Moss und Heiner Goebbels
Musik und Realisation: Heiner Goebbels
(Produktion: SWR/artmobil 2002)
Heiner Goebbels, geboren 1952 in Neustadt an der Weinstraße, ist der international renommierteste deutsche Künstler an der Schnittstelle von Theater, Performance und Komposition. Vielfach ausgezeichnet. Für den SWR hat er zahlreiche seiner Hörspiele realisiert. Gleich sein erstes Hörstück „Verkommenes Ufer“ (1984), erhielt den Karl-Sczuka-Preis.