Nachhören

„Jona“ Hörspiel von Lothar Trolle nach Inge Müller / Auf Wunsch wieder online

Trolles Stück ist eine neue Lesart des biblischen Stoffes und zugleich eine Überschreibung des autobiografischen Romanfragments „Ich Jona“ von Inge Müller (1925 – 1966) und deren frühem Hörspiel „Die Weiberbrigade“. Mit seiner exemplarischen Technik verwebt Trolle persönliche Geschichte mit historischen Bruchstellen, ein dramatisches Leben mit einem zerrissenen Jahrhundert.

Jona wird geboren, wächst auf, kämpft sich groß, probt Überlebensstrategien, boykottiert Fremdbestimmungen. Kaum ist sie erwachsen, kommt der Krieg. „Als ich Wasser holte, fiel ein Haus auf mich.“ Jona überlebt. Ihre Schritte setzt sie sanft auf zerstörte Materie. Sie probiert Liebe, wächst zwischen Trümmern in eine neue Zeit, in eine Großbaustelle hinein. Wie eine Wiedergängerin des Propheten läuft Jona mit ihren Erinnerungen und Assoziationen durch ihre Stadt (Ninive). Jona, die weiß, was Menschen Menschen antun können, ist die Seherin unter uns, die niemand hört, die im Berufsverkehr verschwindet, neben uns in der Bahn sitzt. Allein mit den Bildern ihres Lebens, der Erinnerung an erste Gehversuche unter Bäumen, an den Spaziergang mit dem Großvater …

Lothar Trolle, geboren 1944 in Brücken im Harz, lebt seit 1965 in Berlin. Er absolvierte nach seinem Abitur 1963 eine Ausbildung zum Handelskaufmann und arbeitete anschließend als Transportarbeiter und als Bühnentechniker am Deutschen Theater Berlin. Von 1966 bis 1970 studierte er Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 1970 lebt er als freischaffender Autor und Übersetzer. Trolle schreibt Theaterstücke, Hörspiele, Prosa und Lyrik und arbeitet als Übersetzer. Zuletzt produzierte SWR2 sein Hörspiel »Dshan«, das von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde.

Nach dem Roman-Fragment „Ich Jona“ von Inge Müller
Mit: Sandra Hüller, Volkert Kraeft, Corinna Kirchhoff, Wolfram Koch, Oliver Kraushaar, u.a.
Regie: Walter Adler
(Produktion: HR/SWR 2016 – Ursendung)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert