Lange Nacht: Jean-Luc Godard „Filme über (das) Filmemachen“ von Beate Becker

Jean-Luc Godard, der revolutionäre französischen Regisseur und Filmpoet lebt seit mehr als 40 Jahren am Genfer See, ganz in der Nähe des Ortes, in dem er aufgewachsen ist. 25 Jahre seines Lebens arbeitete er in Paris. Über 100 Filme und Videoarbeiten umfasst sein Werk bis heute.

Jean-Luc Godard wird 1930 in Paris geboren und wächst in der Schweiz am Genfer See auf. Sein Vater ist Arzt und Besitzer einer Privatklinik, seine Mutter stammt aus einer angesehenen Schweizer Bankiersfamilie. 1946 kommt Godard nach Paris. Er bereitet sich auf das Abitur vor und schreibt sich 1949 an der Sorbonne in Ethnologie ein. Zugleich lernt er in Paris auch die Welt der Ciné-Clubs und die Cinémathèque Française kennen. Er kommt mit dem Film in Berührung und trifft auf François Truffaut, Claude Chabrol, Éric Rohmer und Jacques Rivette. Das Kino wird für sie „Schule des Sehens und des Lebens“. Sie begründen die Nouvelle Vague und erfinden den Autorenfilm neu. Sie schreiben für die von André Bazin heraus gegebenen Filmzeitschrift Cahiers du cinéma zunächst Filmkritiken, bevor sie selbst Filme „schreiben“. Ihre Kritik gilt dem etablierten kommerziellen französischen „Qualitätskino“, wie Truffaut es nennt, was sich auch gegen die Literaturbearbeitungen im französischen Kino jener Zeit richtet, die den Geist der Vorlagen verfälsche.

Godards Filmdebut

Jean-Luc Godards Debütfilm entsteht 1954 in der Schweiz: Opération Béton, ein 16 Minuten langer Industriefilm über den Bau einer Staumauer. Bereits in diesem ersten Film wird deutlich, dass er dem Klang einen ebenso großen Wert beimisst wie dem Bild. Danach dreht Godard Kurzfilme wie „Alle Jungs heißen Patrick“, „Veronique et son Jules“ und „Eine Geschichte des Wassers“. In diesem Film erinnert er an den Surrealisten Louis Aragon, der später sagen wird: „Die Kunst von heute, das ist Jean-Luc Godard.“

Wilfried Reichart arbeitet seit den 70er Jahren für den WDR und leitet von 1980 bis 2004 die Filmredaktion des WDR Fernsehens. Er hat Godard in diesem Rahmen mehrfach getroffen und interviewt. Er erzählt, dass Godard in Paris sitzt und sich an eine Zeitungsnotiz erinnert, die ihm Truffaut gegeben hat von einem Gangster, der ein Auto klaut, und einen Polizisten umbringt. Darauf hat Truffaut notiert, könnte ein interessantes Drehbuch werden. „Und dann schnappt er sich diesen Zettel, geht nach Cannes und spricht den Produzenten Beauregard an und sagt , hier ich muss diesen Film machen und der Beauregard sagt, aber hör mal, Sie wissen nicht, wie man Filme macht, sie haben vielleicht viele Filme gesehen, und außerdem, ich meine, sind Sie doch irgendwie ein bisschen ein dubioser Typ, aber Truffaut und Chabrol überzeugen Beauregard und sagen, lass es ihn machen.“ Mit diesem ersten Spielfilm, À“ bout de souffle“, „Außer Atem“, wird Jean-Luc Godard als 30-Jähriger schlagartig berühmt.“ Regie: Klaus-Michael Klingsporn






© Deutschlandfunk, Lange Nacht, 9.10.2021

5 Comments

  1. portfuzzle – vielen Dank für die Sendung. Beim Hören der ersten Folge ist mir aufgefallen, dass es einige lange Aussetzer in der Audiodatei gibt… aber die Datei ist ja noch beim SWR zu haben.

    Lucky
      1. Ist ja’n Ding – nachdem ich die MP3 runtergeladen habe, sind die Aussetzer weg. Entweder ist da Magie im Gange, oder Du hast gezaubert 😉 – vielen Dank in beiden Fällen!

        Lucky

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