Ennio Morricones Filmmusiken wurden und werden oft und gerne nachgespielt. Dass sich der Meister persönlich von der Neuinterpretation seiner Schöpfungen beeindruckt zeigte, dürfte dabei nicht allzu oft vorgekommen sein.
Mit Michael Neuhauser
Zumindest einmal ist seine Begeisterung jedoch verbürgt: als sich nämlich in den Jahren 1984/85 John Zorn, das New Yorker „Enfant terrible“ des Jazz, über Morricones Partituren hermachte und diese weniger „nachspielte“ als radikal dekonstruierte. Der damals knapp über 30-jährige Altsaxofonist John Zorn hatte schon in der Dekade zuvor seine eklektischen und collageartigen Kompositions- und Improvisationsweisen entwickelt und mit einigen seiner langjährigen Partner (etwa Gitarrist Arto Lindsay oder Pianist Wayne Horvitz) in verschiedene Richtungen hin experimentiert.
„The Big Gundown – John Zorn Plays The Music of Ennio Morricone“ wurde zu seinem ersten großen Meisterstück. Und es wurde zum Ausgangspunkt weiterer Projekte wie „Spillane“ (mit Blues-Gitarrist Albert Collins) oder „Spy vs. Spy“ (mit Musik von Ornette Coleman), in denen freie, aber streng choreografierte Improvisation und akribische Klang-Tüftelei Hand in Hand gehen.
© Ö1, Milestones, 9.3.2019
Playlist:
Komponist/Komponistin: Ennio Morricone
Bearbeiter/Bearbeiterin: John Zorn
Titel: The Big Gundown
Titel: Peur Sur La Ville
Titel: Poverty (Once Upon A Time In America)
Titel: Erotico (The Burglars)
Titel: Giu la Testa (Duck You Sucker)
Titel: Once Upon A Time in The West
Solist/Solistin: John Zorn
Länge: 34:35 min
Label: Nonesuch 979 139-1
Ich hab mir neulich erst die CD „Triology plays Ennio Morricone“ (1998) gekauft, in dessen CD-Heft Morricone in höchsten Tönen schwärmt – die Begeisterung des Meisters ist jetzt also schon zwei Mal verbürgt! 🙂
Zorn bekam laut den Linernotes (in meiner Icon/Nonesuch-Version) die Inspiration zum „Big Gundown“-Stück aus einem Traum, seinem ersten Traum der pure Musik war. Er wachte mitten in der Nacht auf und schrieb auf, was er im Traum gehört hat – und dies ist die Einleitung zum Stück. Ich habe diese Szene immer im Kopf, wenn ich das Stück höre…
Großartige Morricone-Interpretation. Bin letztens wieder drübergestolpert, weil ich sie einem Freund als exzellente Zorn-Scheibe schmackhaft machen wollte (er fand sie auch toll !) – viele Grüße, Gerhard
Werbung in eigener Sache: vor 12 Jahren hab ich eine meine liebsten Morricone-Stücke in CD-Länge zusammengetragen – eher auf der dissonanten Seite, und meist einem treibenden Rhythmus verhaftet. Auf vielen dieser Stücke ist u. a. die Maultrommel zu hören, die Morricone sehr speziell einsetzte – einfach mal reinhören:
https://oranglucky.blogspot.com/2016/07/019.html
Dann werde ich diesen heute Abend bei mir unter die Leute bringen …. !
Das war nicht meine Intention, portfuzzle – es passte einfach, einfach weil ich Zorn verdanke, dass ich so tief in die Musik von Morricone eingetaucht bin. Die Sammlung meiner Morricone-Soundtracks beläuft sich inzwischen auf 370 Alben… sehr umtriebig der Mann. 😀
Eben. Es passt so schön !