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Open Sounds: Emanzipation des Samples Curd Duca und Jan Jelinek im Portrait

Samplekunst? Collagen? Elektronik? Die alten Begriffe helfen nicht mehr. Reden wir lieber über interessante Leute und ihre Musik. Zum Beispiel über Curd Duca und Jan Jelinek. Von Olaf Karnik

Zwischen 1992 und 2000 bereicherte Curd Duca die elektronische Musik zwischen Techno, Drum & Bass, Ambient und TripHop mit zwei Serien von Alben voller abstrakter wie charmanter Sample-Collagen: „Easy Listening 1-5“ und „Elevator 1-3“. Auf der Basis von Samples, Loops, Prozessieren und Improvisieren hat der Wiener Musiker eine faszinierende Sound-Ästhetik kreiert, bei der das Populäre und Bekannte abstrahiert oder intensiviert und Sperriges oder Geräusche eingängig konkretisiert werden. Ducas Stücke sind kurz wie Skizzen, greifen dabei aber in alle denkbaren Bereiche zwischen Pop, Jazz, Klassik und globaler Folklore aus. Ende der 90er Jahre wurde Duca der intellektuell aufgeladenen Clicks & Cuts-Sparte zugerechnet, danach zog er sich zurück. Erst Ende 2020 ist er mit einer neuen Serie („Waves 1-3“) zurückgekehrt, um seine digital-analoge Mood Music in einer musikalisch veränderten Umwelt zu manifestieren.

Seit dem vielbeachteten Debutalbum „Loop Finding Jazz Records“ von 2001 hält auch der Berliner Produzent Jan Jelinek mit Projekten wie Farben, Gramm und G.E.S. (Gesellschaft zur Emanzipation des Samples) die Fahne der Sample-Ästhetik hoch. Jelineks Musik widmet sich  der Transformation von Klängen, wobei Quellmaterial aus der populären Musik in abstrakte, reduzierte Texturen überführt wird. Das Ergebnis sind konzeptuelle Collagen aus Klangfragmenten verschiedenster Aufnahmegeräte: Tonbandgeräte, digitale Sampler, Mediaplayer u.a. Die Aufnahmen werden zu repetitiven Loops verarbeitet, die das Original auf das für Jelinek „Wesentliche“ reduzieren. Seit 20 Jahren erhebt Jelinek Sampling nicht nur zur Kunstform, sondern unterstützt diese künstlerische Praxis auch bei Verstößen gegen das Urheberrecht.



© WDR 3, Open Sounds, 5.6.2021

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