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100 Jahre Disney – Wie hätte Walt es gemacht?

Wahrscheinlich hätte sich der Konzern einen ruhigeren 100. gewünscht. Aber Krisen haben Walt Disney immer wachsen lassen. Von Daniel Kothenschulte.

Es fing alles mit einer Maus an“, sagte Walt Disney gerne, aber in Wirklichkeit war es eine Katze. Ein Kater, um genau zu sein: Bevor er in Disneys Zeichentrickserie „Alice in Cartoonland“ den Namen Julius bekam, tobte er bereits durch die frühen Märchenparodien der „Laugh-O-Grams“, die der damals 19-jährige Walt Disney 1920 in Kansas City begonnen hatte. Das war noch vor dem offiziellen Geburtstag des „Disney Bros. Studio“, das Walt und sein Bruder Roy am 16. Oktober 1923 nach dem Bankrott ihrer frühen Unternehmung gründeten. Ganze 250 Dollar Startkapital hatten sie eingebracht und sich beim lokalen Publikum hurtig einen Namen gemacht – doch Walt entwickelte schnell einen wirtschaftlich lebensgefährlichen Perfektionismus: Alle Einnahmen wurden sofort in die nächsten, immer etwas aufwendigeren Filme gesteckt. Alles Wissen über das neue Medium der Animation hatten sich Walt und seine Freunde – der jüngste, Hugh Harman war erst 16 – aus einem Büchereibuch angelesen.



Bei den Feierlichkeiten zum hundertsten Studio-Jubiläum werden diese frühen, zum Teil erst in diesem Jahrhundert wiederentdeckten Filme wohl keine Rolle spielen, dabei steckt schon eine Menge Disney darin. Das Königsschloss der allerersten „Cinderella“ steht gleich am Ende einer typisch amerikanischen Kleinstadt-Main-Street. Eine Idee, die erst 1955 in Disneyland Wirklichkeit werden sollte. Bis heute hält sich das Gerücht, Disney selbst habe nicht zeichnen können. Als habe er späteren Zweiflern zuvorkommen wollen, zeigen ihn die allerersten Filmmeter, die er belichtete, am Zeichentisch.



© FR, Kultur, 13.10.2023

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