Musiktipps

Irène Schweizer zum 80. Geburtstag. Sie ist die Grande Dame des Schweizer Jazz. Von Florian Bissig

Als erste und lange einzige Frau war sie Teil der europäischen Free-Jazz-Szene. Auf den runden Geburtstag hin erscheint eine energiegeladene Aufnahme: «Celebration».

Für Irène Schweizer ist schon seit geraumer Zeit der Titel einer Grande Dame des helvetischen Jazz reserviert. Kürzlich hat die Pianistin den Mitschnitt eines Duo-Auftritts mit dem amerikanischen Schlagzeuger Hamid Drake herausgebracht. Das Album «Celebration» legt einmal mehr Zeugnis ab von ihrem energischen und eigenständigen Personalstil. Im lebhaft zupackenden Zusammenspiel schöpfen die beiden Persönlichkeiten aus dem Moment und scheuen nie das Risiko.

Irène Schweizer improvisiert frei. Die Melodien springen über weite Intervalle hinweg, die Reibungen der Akkorde sorgen für Spannung. Doch die Pianistin lässt es sich nicht nehmen, auch einmal in einen schmissigen Swing zu fallen und immer wieder die Geschichte des Jazz anklingen zu lassen. Bebop wird ebenso lebendig wie südafrikanischer Kwela-Jazz oder die schlichten Kadenzen des Blues. Schweizers Zwischenrufe und Lacher zeugen von ihrem Enthusiasmus. Und für die Genugtuung des Publikums spricht der kräftige Applaus.



© NZZ, Feuilleton, 2.6.2021


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