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Hörspiel „Von deutschen Pflichtmenschen“ von Heinar Kipphardt

Zum 100. Geburtstag von Heinar Kipphardt. Der 1982 gestorbene Schriftsteller stützte sich in seiner Erzählung Der Deserteur auf authentische Geschehnisse, die er − anders als in seinen Dokumentarstücken − in eine fiktive Form kleidete.

Valerie Stiegele hat Kipphardts Erzählung mit Notizen und weiteren Materialien aus dem Nachlass zu einer Hörspielszenerie verarbeitet, die die Vorgänge in einem deutschen Konzentrationslager des Zweiten Weltkriegs beschreibt. Im Zentrum steht die Einrichtung einer professionellen Fälscherwerkstatt, die Pässe und Devisen für Nazigrößen herstellte, und von Hauptsturmführer Max Halske als ein nach modernsten betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten organisiertes Wirtschaftsunternehmen konzipiert war. Seine „Fachkräfte“ wurden aus den Reihen der KZ-Häftlingen rekrutiert. Eine Verquickung von Profitkalkulation und Menschenvernichtung, wie sie zynischer kaum vorstellbar ist. Gegenspieler des „Pflichtmenschen“ Max Halske ist Alfred Härtl, ein wegen seiner Zugehörigkeit zur kommunistischen Partei ins KZ gekommener Schriftsteller, der das Lager zwar überlebte, aber nach Kriegsende an seinen bisherigen revolutionären Idealen verzweifelte. Eine erschütternde Collage über eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte.



Von deutschen Pflichtmenschen
Von Heinar Kipphardt
Mit Peter Simonischek, Peter Fricke, Hans-Michael Rehberg, Gernot Duda, Doris Schade, Helmut Stange, Hans Schulze, Gert Heidenreich, Kornelia Boje und anderen
Bearbeitung: Valerie Stiegele
Regie: Hans Gerd Krogmann
BR/HR/NDR 1987

© Bayern2, Hörspiel, 5.3.2022

Heinar Kipphardt (1922−82), deutscher Schriftsteller. Studium der Medizin/Psychiatrie. 1951−59 Chefdramaturg am Deutschen Theater Berlin. Fernsehspiel, Roman und Hörspiel März (1976/77, Prix Italia). Weitere BR-Hörspieladaptionen u.a. In der Sache J. Robert Oppenheimer (1963, mit WDR), Bruder Eichmann (1983).

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