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Zum Tod von John Burnside „In der Wildnis des Herzens“

Von Hubert Spiegel. Aus einem schottischen Bergarbeiterviertel in die erste Reihe der europäischen Literatur: Zum Tod des Wanderers und Grenzgängers John Burnside.

John Burnside gehörte zu den wenigen Schriftstellern, die in nahezu allen literarischen Gattungen unterwegs und zuhause waren: als Lyriker und Romancier, als Verfasser von Erzählungen, Hörspielen, Essays und autofiktionalen Texten. Er war ein Wanderer und ein Grenzgänger, getrieben von Neugier, gejagt von den bösen Geistern des eigenen Lebens, allzeit bereit zu einer Expedition in den Abgrund. Er streifte durch die europäische Literaturgeschichte, zog durch die belebte wie die unbelebte Natur, und tobte durchs tote Unterholz der politischen Verhältnisse seiner britischen Heimat, die er mit einer Entschiedenheit und Radikalität kritisierte, wie sie ähnlich auch bei A. L. Kennedy zu beobachten ist. Wie seine schottische Kollegin faszinierten ihn die Kavernen und toten Winkel der menschlichen Seele, die Extremzustände und Grenzüberschreitungen des Alltags, die arkanen Zwischenreiche von Liebe und Gewalt, Empirie und Metaphysik, Rationalität und Magie.



© FAZ, Feuilleton, 2.3.2024

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