Medientipps

„Manche Bücher sind gefährlicher als Bomben“ – auch im demokratischen Westen nehmen Zensurversuche wieder zu

Von Nadine A. Brügger (NZZ). In den USA stieg die Anzahl beanstandeter Literatur im Jahr 2023 um 92 Prozent. Der Rest der Welt nimmt Notiz. Dabei können gerade Bücher etwas leisten, was die Gegenwart so dringend braucht.

1821 schrieb Heinrich Heine: «Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.» Heines Werke waren nicht nur in einem der ältesten Zensurverzeichnisse überhaupt aufgelistet, dem Index Librorum prohibitorum – dem Zensurverzeichnis der katholischen Kirche –, sie landeten viel später auch in den Buchfeuern der Nationalsozialisten. Diese Feuer sind längst heruntergebrannt. Die katholische Kirche hat ihren Index 1962 nach 400 Jahren Zensur beendet. Heines Worte haben dennoch weder an Wahrheit noch an Aktualität eingebüsst: Bücher zu verbieten, um die Gedanken, Ideen, Lebensentwürfe und Wünsche verschwinden zu lassen, die zwischen ihren Deckeln wohnen, erlebt gerade eine Renaissance.



© NZZ, Feuilleton, 13.8.2024

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