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Für Caterina Valente: Die Frau, mit der man träumte

Von Georg Seeßlen (Zeit Online). Caterina Valente war ein lebendiges Modell der Freiheit, mit ihr kam die Welthaltigkeit in den deutschen Pop. Nur in ihre Seele ließ sie sich niemals blicken. Ein Nachruf.

Caterina Valente war das Zirkuskind der deutschsprachigen Popmusik. Was unter anderem heißt, sie verkaufte nicht so sehr ihre Person, sie verkaufte ihr Können. Und das war beträchtlich. Ihre musikalische und tänzerische Begabung und der Fleiß, mit dem sie beide entwickelte, hätten vermutlich auch für eine Karriere am Broadway gereicht. Ihr leichter italienischer Akzent und ihre Stimmkraft hätten sie zu einem weiblichen Crooner machen können, dem musikalischen Subjekt von Sehnsucht und Entfernung. Dieses Paradoxon bestimmte auch Caterina Valentes Karriere in Europa, vor allem in Deutschland. In allem, was sie tat, was sie sang, was sie vorführte, was sie spielte, steckte beides: Sehnsucht und Distanz.



Wie bei so vielen Stars ihrer Generation spukte in ihren frühen Auftritten noch der Schrecken von Faschismus, Krieg und Vertreibung. Es ging ums Überleben und um den Neuanfang. Caterina Valente war Teil der Performance ihrer Mutter Maria, die vielleicht der erste, auf jeden Fall einer der bekanntesten weiblichen Musikclowns in Europa war. Lachen in Trümmern, Glamour als Trotz. Erst im Chor mit den Geschwistern, dann als Sängerin in einem Nachtclub lernte Caterina Valente die raueren Seiten des Showbusiness kennen.




© Zeit Online, 12.9.2024

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