Release Tipps

Anna Clementi & Thomas Stern – DOPPELMOPPEL Poems by Kurt Schwitters / Corvo Records

Wie sollte Kurt Schwitters heute klingen und ist das überhaupt noch zeitgemäß? Nun, Anna Clementi und Thomas Stern liefern ein Paradebeispiel dafür, wie Kurt Schwitters heute klingen kann und muss. Anna Clementi macht mit ihrer stimmlichen Gewandtheit aus Kurt Schwitters‘ Versen heutige Klangpoesi, Sie begreift die Texte von Kurt Schwitters als Material, und dank ihrer großen Erfahrung hat sie ein Gespür für die Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen. Und das so überzeugend, dass mir nichts anderes mehr einfällt. Und Thomas Stern weiß sie bei ihren Vokalausflügen zu unterstützen und zu beflügeln. Ein Vergnügen der besonderen Art und Kurt wäre sicher begeistert, denn so soll er heute klingen. Genau so!


Die Geschichte dieser Platte beginnt 2011 auf dem Balkon von Anna Clementi in Rom. Ihr langjähriger musikalischer Mitarbeiter Thomas Stern liest ein Gedichtbuch des berühmten deutschen MERZ/DADA-Künstlers Kurt Schwitters (Ur-Sonate, Anna Blume), das Annas Vater, dem italienischen Komponisten Aldo Clementi (1925-2011), gehörte. Stern und Clementi sind sofort angezogen und fasziniert von der Kraft der Poesie. Die Gedichte in diesem Buch sind die Initialzündung für die jahrzehntelange künstlerische Forschung des Duos.



Seitdem arbeitet die Vokalistin, Sängerin und Komponistin Anna Clementi intensiv mit dem Klangforscher, Produzenten und Multiinstrumentalisten Thomas Stern (Mona Mur, Alex Hacke, FM Einheit) daran, den Gedichten von Kurt Schwitters den Klang zu entlocken. Dabei bewegen sie sich auf einem schmalen Grat zwischen Werktreue und radikaler Zerlegung der Gedichte und deren Einbindung in zeitgenössische elektronische Klänge. Vom reinen Gedichtvortrag über Walzermelodien, die auf Töpfen und Pfannen gespielt werden, bis hin zu zerhackten Soundpoetry-Eruptionen und analogen Space-Echo-Rhythmen, Loops, Synthesizern und sogar Pop-Zitaten legen Clementi und Stern Hand an die poetischen Grundlagen der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts und extrahieren den Geist von Kurt Schwitters‘ „Merz-Gesamtweltbild“ und formen ihn zu einem Soundpoetry-Album.



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert