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„Im Kern britisch“ Erinnerungen an die Band Nucleus mit Harry Lachner

Die Band des englischen Trompeters Ian Carr war der Überraschungserfolg beim Montreux-Festival 1970. In unvergleichlicher Manier verband sie Rhythmus und Melodienreichtum des Rock mit ausgefeilten Jazzimprovisationen. Mit souveränem Understatement ließ die Band diese Verschmelzung der Genres als ganz und gar natürlich erscheinen.

Mit Harry Lachner

Nach dem Ende des in Großbritannien sehr erfolgreichen Don Rendell/Ian Carr Quintet entwarf der Trompeter ein Konzept, das gewisse Parallelen zum früh elektrifizierten Miles Davis aufwies. Allerdings hatte sich Nucleus bereits vor der Veröffentlichung vonBitches Brew gegründet. Aber es lag in der Natur der britischen Jazzszene, dass sich dort gänzlich andere Allianzen herausbildeten. Während Davis’ Band hauptsächlich aus Jazzmusikern bestand, kamen in England die Impulse zu einer neuen Form jenseits von Jazztradition und Rock von Musikern, die eine große Affinität zur Rockmusik und zu jeder Art eines unorthodoxen Ansatzes pflegten. Darunter waren Bands wie Soft Machine, Hatfield and the North, Egg oder King Crimson. Doch innerhalb dieser Szene nahm Nucleus eine besondere Position ein: Ian Carrs Fusion von Jazz und Rock geschah aus dem Blickwinkel eines Jazzmusikers, der zwar die Riff-Ästhetik der Rockmusik für sich vereinnahmte, doch zugleich flossen kammermusikalische Elemente mit ein: gefasst in klar strukturierte Arrangements, die sich keinem der beiden Genres mehr zuordnen ließen, sondern mit großer Gelassenheit darüber hinaus wiesen. Eben auf britische Art und Weise.

Playlist

© WDR 3, Jazz & World, 9.12.2016

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