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„Anrufung des schlafenden Geistes“
Literarische Nachfahren von Lederstrumpf und Winnetou

Von Holmar Attila Mück
Wie junge indianische Autoren das Zerrbild der „ersten Amerikaner“ 90 Jahre nach dem Indian Citizenship Act korrigieren. Ihre Werke zeichnen sich durch Authentizität, Spiritualität und Glaubwürdigkeit aus.
Er ist wieder da, sagen die Leute am Union Square Park in Manhattan. Zweimal im Jahr kommt er. Mit Bedacht lässt sich der große, weißhaarige Indianer vor dem Denkmal für Mahatma Gandhi nieder. Er ist vom Stamm der Irokesen, sitzt mitten in New York auf den Jagdgründen seiner Ahnen und singt schwermütige, klagende Weisen zur Trommel. Er erinnert an die siegreiche Schlacht am Little Bighorn, wo die Stämme unter Sitting Bull den Regierungstruppen die größte Niederlage in den sogenannten Indianerkriegen zugefügt haben.
Vor 90 Jahren hat der Amerikanische Kongress nach jahrhundertelangem Massenmord und Zwangsumsiedlungen den Ureinwohnern die US-Staatsbürgerschaft angetragen. 1934 folgte eine Garantie der Unantastbarkeit für die Reservate.
Aus dem öffentlichen Bewußtsein scheint die dramatische Situation in den Reservaten, der Identitäts- und Traditionsverlust der ‚“rsten Amerikaner“ nahezu verschwunden. „Lederstrumpf“, „Winnetou“, „Crazy Horse“ und „Der letzte Mohikaner“ reiten immer seltener über den Bildschirm, liegen kaum noch neben dem iPhone.
Zudem haben nicht zuletzt europäische Autoren ein Zerrbild des Indianers in ihren Büchern geschaffen, das zunehmend junge indianische Autoren zu korrigieren suchen. Ihre Werke zeichnen sich durch Authentizität, Spiritualität und Glaubwürdigkeit aus, sie befördern ein neues Selbstbewusstsein bei der Suche nach einem Platz in der Gesellschaft und im Widerstand gegen Ausgrenzung.
(c)DeutschlandradioKultur Zeitfragen 10.4.2015
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