Ausstellungs Tipp: Lenbachhaus – RADIO-AKTIVITÄT Kollektive mit Sendungs­bewusstsein 18.02 – 23.08.2020

„Knisternde Röhren“ Die Münchner Ausstellung „Radio-Aktivität“ horcht dem Einfluss des Radios auf die Künste nach. Es inspirierte Ideen von der Macht der Massenmedien, von weltweiter Vernetzung und von Hörern, die selbst zu Sendern werden.

Von Catrin Lorch

Die geballte Faust deutet an, dass hier einer mit seinem Werk unzufrieden ist. Der Gesichtsausdruck auch. „Verblühender Frühling – Selbstbildnis als Radiobastler“ bildet ein Misslingen ab, in allen peinlichen Details. Das Werkzeug liegt auf dem Tisch verworren herum, die Spulen und Schrauben und Zangen. Mittendrin eine Kaffeetasse, die andeutet, dass man seit dem Morgen nicht so recht weitergekommen ist. Doch auch wenn das mit dem Radioempfang nichts geworden ist, offensichtlich, so ist doch etwas gelungen – und zwar das Gemälde.

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© Süddeutsche Zeitung, Feuilleton, 18.2.2020

„Die Kunst der Kommunikation, die Kommunikation der Kunst. Die archaische Idee eines grenzüberschreitenden Kommunikationsmittels, die im Hörfunk schon immer mitschwingt, bekommt in der Ausstellung „Radio-Aktivität“ eine eigentümliche Strahlkraft.“ (Andi Hörmann, Deutschlandfunk)

„Es ist eine sehr schlechte Sache“, sagte Brecht 1932 über den Zustand des neuen Mediums Radio. „Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen.“ Der Rundfunk war kein Ort einer neuen politischen Öffentlichkeit: Statt Aufklärung gab es Wiener Walzer und Kochrezepte, statt Debatten nette Geschichten. Zehn Jahre nach den ersten Radiosendungen war Brecht desillusioniert und schlug vor, das Medium umzufunktionieren, von einem Distributions- in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Dieser sollte nicht nur aussenden, sondern auch empfangen, die Zuhörer_innen nicht nur zum Hören bringen, sondern sie zu Sprecher_innen und Produzent_innen machen. Seine Überlegungen zu einem „Aufstand der Hörer“ formulierte Brecht genau zu der Zeit, als das Radio in Deutschland verstaatlicht und zunehmend zu nationalsozialistischen Propagandazwecken instrumentalisiert wurde. © Lenbachhaus

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