Ursprünglich kam das Banjo aus Afrika in die neue Welt und galt lange als Symbol der afroamerikanischen Musikkultur im Süden der USA. Die ersten weißen Banjospieler malen sich ihre Gesichter noch schwarz an.
In sogenannten Minstrelshows zeichnen sie auf oftmals rassistische Art das Bild eines sorglosen lustigen Lebens auf den Plantagen. Nach dem Banjocraze der Jahrhundertwende, einer ersten Plattenindustrie, die das Banjo zum Instrument der armen weißen Hillbillies macht und der Great Migration, während der Millionen Afroamerikaner nach Norden ziehen, ist die schwarze Geschichte des Banjo in Vergessenheit geraten. Am Ende all dieser Transformationsprozesse ist das Banjo in den 50er Jahren zum Markenzeichen einer rein weißen Bluegrassmusik geworden, in der sich in den Südstaaten eine Nostalgie für die „gute alte Zeit“ bewahrt hat.
Erst heute legt eine junge Generation afroamerikanischer Musikerinnen und Musiker über das Banjo ihre eigene Geschichte wieder frei.
Das Banjo wird zum Kronzeugen einer neuen afroamerikanischen Geschichtsschreibung, die bislang meist aus der Perspektive des weißen Amerikas geschrieben wurde.
Mit Bill Monroe, Earl Scruggs, Carolina Chocolate Drops, Roscoe Holcomb, Bela Fleck, Rhiannon Giddens, Dom Flemons, Jake Blount, Our Native Daughters und vielen mehr.
© BR Klassik, Musik der Welt, 15.5.2021