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Das Filter: Wochenend-Walkman vom 28.1.2017 mit Tornado Wallace, Doon Kanda und Max Richter

Tornado Wallace – Lonely Planet

 

Auf den sieben Tracks verweigert der Australier den Dancefloor zwar nicht, man ziert sich aber, steht zögernd und tippelnd am Rand – mitunter leicht verwirrt. Zum Beispiel wenn sich mit der Stimme von Sui Zehn auf „Today“ echte New-Wave-Ästhetik entfaltet, ohne in Analog-Nostalgie zu verfallen. Nach 37 Minuten hat das schüchtern-nervöse Rumstehen am Rande der Tanzfläche aber auch schon ein Ende. Und man stellt fest, dass die letzte halbe Stunde im kurzweiligen Rausch des Balearen-House geradezu verflogen ist.

 

 

 

 

Doon Kanda – Heart

 

Flüchtig auf den ersten Blick, aber letztendlich praktisch endlos nachhallend. Das ist Programm: „my work might sometimes be coated with a layer of sharp pain like a blade to the eye or ears. but at the heart of it is always love, compassion, empathy.“ Und so sausen die Stücke an uns vorbei, simmern in ihrer Kürze endlos in unseren Herzen und kalibrieren die Nähe, die wir alle so dringend brauchen und uns so wünschen, aus sicherer Entfernung auf operative Normaltemperatur. Geschrieben in dreizehn Minuten Echtzeit.

 

Max Richter – Three Worlds

Eine Virginia-Woolf-Hommage. Die große Autorin bekommen wir auch auf „Three Worlds“ zu hören, gleich ganz am Anfang in „Words“. Der erschütternde Abschiedsbrief an ihren Mann eröffnet das 20-Minuten-Stück „Tuesday“, zugleich dritter und letzter Albumteil „The Waves“. Vorgelesen von Gillian Anderson, ja, Agent Scully, hier in britischstem Britisch. Es folgt pure, große musikalische Trauer. Dünn aufgetragen ist das alles nicht. Wo kann man eigentlich das Licht im Zugabteil löschen? Muss doch irgendwie gehen.

 

© Das Filter28.1.2017 • SOUNDS – Text: Redaktion

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