Musiktipps

„Das Paradox der Pop-Musik“ Die Stars glänzen dank der grauen Eminenz ihrer Begleiter

Ohne Songwriter und Session-Musiker wäre die Musikszene nicht zu denken – selbst Elton John graute vor ihrer Brillanz. Von Hanspeter Künzler.

Wer sind die Figuren im Schatten der Idole, die Musiker im Hintergrund der Bühnen? Man nennt sie «sidekicks» (Handlanger) und «hired guns» (Auftragskiller). Und manchmal einfach «Studiomusiker». Es handelt sich um Instrumentalisten, ohne deren Beiträge die meisten Pop-Aufnahmen und -Konzerte nie hätten stattfinden können. Ohne die Heerscharen von New Yorker Jazzern gäbe es das neue Album von Lady Gaga und Tony Bennett kaum. Aber auch in den Hitfabriken braucht es scharenweise Handlanger, um Produktionen von Coldplay, Weeknd, Lady Gaga zu unterstützten.

Das war so ähnlich schon in den 1950er und den frühen 1960er Jahren. Damals wurde das Geschäft von Plattenfirmen dominiert, die eine ganze Truppe eigener Musiker anstellten, und von Musikverlagen, in deren Verliesen Angestellte am Laufmeter Songs zu komponieren hatten. In einem zweiten Schritt suchte man dann die Stimmen, welche die Kompositionen hitverdächtig zu interpretieren vermochten.

https://youtu.be/-ldzU19oL3A

Renaissance analoger Musik

Unterdessen mussten die Studiomusiker zwar immer mehr der computerisierten Produktion und der synthetischen Klangerzeugung weichen. Dennoch sind ihre Tage noch nicht gezählt. Ähnlich wie sich Vinyl einer Renaissance erfreut, wird heute auch wieder öfter auf lebendige Musiker zurückgegriffen. Und weil unterdessen ungleich mehr Musik produziert wird als noch Ende letztes Jahrhundert, gibt es auch viel mehr Produzenten, Komponisten und professionelle Begleiter.



© NZZ, Feuilleton, 2.11.2021

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