Es scheint so ziemlich das Schlimmste zu sein, was einem betagten Menschen passieren kann: Demenz. Die Angst vor dem Vergessen greift um sich. Fachleute sagen: Ein gutes Leben mit Demenz ist möglich. Aber was tun, wenn ein Leben zu Hause nicht mehr möglich ist?
Wer es bemerkt, zieht sich zurück, aus Scham und voller Angst, aus der Rolle zu fallen. Angehörige trifft es genauso wie den, der sich nicht mehr erinnert, was im Moment zuvor geschehen ist.
Der Autor hat Menschen mit Demenz getroffen und mit ihnen, mit Angehörigen, Pflegekräften, Ärzten, Wissenschaftlern und Polizisten gesprochen. Er war im Heim und im berühmten Demenzdorf De Hogeweyk in Holland. Er hat auf einem Kongress Menschen mit Demenz zugehört, die sich selbstbewusst zu Wort melden.
Ein gutes Leben mit Demenz ist möglich. Das sagen Fachleute, die nicht länger darum streiten wollen, ob dieses Phänomen des Alterns eine Krankheit ist, sondern sich Gedanken machen, wie man damit lebt. Und wenn es nicht mehr geht in der eigenen Wohnung und auch nicht bei den Kindern? Wenn die Pflege immer wichtiger wird? Auch diese Fragen stellen wir in der Langen Nacht über Demenz.
Demenz erscheint als Schicksal des Einzelnen, dem zunächst der Alltag entgleitet, bevor er – wie es heißt – seiner Persönlichkeit beraubt nur mithilfe anderer überlebt. Dieses Gespenst der Demenz ist auch das Zerrbild einer Gesellschaft, von der es heißt, sie sei allmählich überaltert und könne die Hilfe für die vielen Verwirrten nicht mehr lange leisten. Rund 1,7 Millionen Menschen sollen es derzeit in Deutschland sein; ihre Zahl könnte sich – sagen Schätzungen – bis zum Jahr 2050 verdoppeln.
„Die Angst vor dem Vergessen“ – in der dieser Langen Nacht geht es auch um die Frage: Ist Demenz eine Krankheit oder doch nur Teil des natürlichen Alt-Werdens? Wir begleiten Betroffene und Angehörige auf der Suche nach einem alternativen Umgang mit dem Phänomen, unter anderem bei einem Besuch in einer Einrichtung in den Niederlanden, die oft als Demenzdorf bezeichnet wird. Außerdem zeigen Theatermacher und Literaten, was ein anderer Blick auf die Demenz bewirken kann.
© Deutschlandfunk, Lange Nacht, 8.10.22/2018