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Ein Höhepunkt als Abschied: Eva Cassidys „Live at Blues Alley“ (1996)

Dass eines Tages der gesamte Mitschnitt dieses – in der Retrospektive – historischen Abends am 3. Jänner 1996 im Club „Blues Alley“ in Washington D.C. auf einem Doppelalbum veröffentlicht werden würde, wäre Eva Cassidy nie in den Sinn gekommen.

 

Wahrscheinlich wäre sie auch gar nicht einverstanden gewesen. Zuviel hätte ihren selbstkritischen Ohren nicht standgehalten von dem, was live eben so passiert. Aber ihre eigene Auswahl konnte sie im Mai 1996 noch selbst veröffentlichen, auf dem heute legendären Album „Live at Blues Alley“.

Für viele ist es das beste Dokument dieses absoluten Ausnahmetalents. Eva Cassidys Gabe ist am ehesten mit Frank Sinatras Interpretationskunst zu vergleichen, künstlerisch rangiert sie auf Augenhöhe mit Ol‘ Blue Eyes.
Kein Jahr nach diesem denkwürdigen Auftritt, im November 1996, starb Eva Cassidy an Hautkrebs mit nur 33 Jahren. Zu Lebzeiten war sie kaum über ihre Heimatstadt Washington D.C. hinaus bekannt. Fünf Jahre nach ihrem Tod setzte sich eine beispiellose posthume Karriere in Gang, die bis heute anhält.

2001 war ihr Album „Songbird“ die meistverkaufte CD in Großbritannien. Seither wurde alles, was aus ihrem Nachlass verwertbar war und die Qualitätskontrolle ihrer Eltern passierte, auf CDs gepresst. Im November 2015 schließlich, zum 20-jährigen Jubiläum des Albums „Live at Blues Alley“, erschien „Nightbird“, das zusätzlich zwölf weitere Songs enthält, davon acht bisher unveröffentlicht.
Aber worin besteht nun die Faszination, die diese fast schüchtern wirkende Sängerin so weit über ihren Tod hinaus auf so viele ausübt?

Zauber ist unerklärbar, aber ihre samtige, unverwechselbare Stimme ist Teil davon. Ihre Kunst, sich bekannte und durch berühmte Kollegen/innen gebrandete Songs so zu eigen zu machen, als wären sie ausschließlich für sie geschrieben worden, trägt ebenfalls viel dazu bei. Wie auch ihre ernsthafte, liebevolle, fast scheue Persönlichkeit. Mit Eva Cassidy lebte die Hoffnung, dass die Welt und vor allem ihre menschlichen Bewohner in Wirklichkeit gar nicht so schlecht sind. Wenn sie, wahrhaft unvergleichlich, „What a Wonderful World“ singt, glaubt man ihr auch hier jedes Wort.

© Ö1, Milestones, 3.2.2019

Playlist:

Komponist/Komponistin: Irving Berlin/1888-1989
Album: LIVE AT BLUES ALLEY
Titel: Cheek to cheek
Solist/Solistin: Eva Cassidy/Ges.m.Beg.
Länge: 04:05 min
Label: G2-10046 Hotrecords

Komponist/Komponistin: Curtis Mayfield/1942 – 1999
Album: LIVE AT BLUES ALLEY
Titel: People get ready
Solist/Solistin: Eva Cassidy/Ges.m.Beg.
Länge: 03:15 min
Label: G2-10046 Hotrecords

Komponist/Komponistin: Irving Berlin/1888-1989
Album: LIVE AT BLUES ALLEY
Titel: Blue skies
Solist/Solistin: Eva Cassidy/Ges.m.Beg.
Länge: 02:55 min
Label: G2-10046 Hotrecords

Komponist/Komponistin: Buffy Saint Marie
Album: LIVE AT BLUES ALLEY
Titel: Tall trees in Georgia
Solist/Solistin: Eva Cassidy/Ges.m.Beg.
Länge: 04:05 min
Label: G2-10046 Hotrecords

Komponist/Komponistin: Sting
Album: LIVE AT BLUES ALLEY
Titel: Fields of gold
Solist/Solistin: Eva Cassidy/Ges.m.Beg.
Länge: 04:55 min
Label: G2-10046 Hotrecords

Komponist/Komponistin: Joseph Cosma
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Jacques Prevert
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Johnny Mercer
Album: LIVE AT BLUES ALLEY
Titel: Autums Leaves
Solist/Solistin: Eva Cassidy/Ges.m.Beg.
Länge: 04:45 min
Label: G2-10046 Hotrecords

Komponist/Komponistin: George David Weiss
Komponist/Komponistin: George Douglas
Album: LIVE AT BLUES ALLEY
Titel: What a wonderful world
Solist/Solistin: Eva Cassidy/Ges.m.Beg.
Länge: 05:03 min
Label: G2-10046 Hotrecords

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