Nachhören

Essay: Erzählen gegen die Krise (4) „Wo bleibt das Parlament der Dinge?“

Von Claus Leggewie. Dass etwas getan werden muss, um den Klimawandel zu stoppen, ist klar. Dass dies schnell geschehen muss, ist auch klar. Aber mit welchen Mitteln? Die demokratischen Hebel sind nicht gerade erfolgreich, wenn es von der Theorie ins Handeln kommen soll.

Von Resolutionen auf internationalen Klimakonferenzen, über komplizierte parlamentarische Aushandlungen bis hin zum zivilen Ungehorsam der Klimakleber: So richtig scheinen unsere Instrumente, um den Klimawandel zu begrenzen, nicht zu wirken. Derweil wird fleißig weiter CO2 emittiert. Und alle Welt fragt sich, ob eine „Öko-Diktatur“, ein Klima-Leviathan noch abwendbar sein wird, um den Klimawandel einzudämmen. Bruno Latour hatte einmal die Idee eines Parlaments der Dinge aufgeworfen (und nicht ausgeführt). Ein Gedankengebäude, in dem auch „non-“ oder „more-than-humans“ als Akteure mitwirken. Auch mitentscheiden? Wie sollte das gehen? Da brechen die meisten Überlegungen ab, weil es in einer parlamentarisch-repräsentativen Demokratie kaum denkbar ist, wie nicht menschliche Wesen oder zukünftige Wesen, wie die Generationen, die auf die letzte folgen werden, repräsentiert und damit inkludiert werden können. Aber mal radikal gedacht: Wie können dann die berechtigten Anliegen und Rechte der Natur anders als nur appellativ und symbolisch einbezogen werden?



Claus Leggewie, Jahrgang 1950, ist Professor für Politikwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen und Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik“. Von 2007 bis 2017 war er Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen.

© Deutschlandfunk, Essay und Diskurs, 31.3.2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert