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Festival „Blaues Rauschen“ #1/ Freya Hattenberger / Peter Simon und Caroline Profanter im Atelier Automatique, Bochum.

Das Duo Freya Hattenberger/Peter Simon macht in einem bioakustischen Experiment auf Beziehungen zu nicht-humanen Lebewesen aufmerksam. Caroline Profanter webt das Publikum in ein Netz mikrotonaler Feedbacks ein, bis nicht mehr zwischen Ursprung und Echo zu unterscheiden ist.

Alles Lebendige braucht Kommunikation. Selbst wenn es kein Sprachorgan besitzt, hat es eine Stimme. Biologische Prozesse lassen Schallereignisse entstehen und liefern Lebenszeichen. In einem laborartigen Aufbau untersucht das Duo Simon/Hattenberger mit Methoden der Bioakustik die Lauterzeugung von Mikroben und treten mit ihnen in einen künstlerisch-experimentellen Dialog. Ihre „Stimmen“ sind die Instrumente, die die beiden stimulieren und orchestrieren. Hörbar wird eine Manifestation des Lebens an sich.

Quadrophones Flirren und Schwirren füllt den Raum. Klang wird Skulptur, die uns zugleich in ihr Inneres hineinzieht. Das filigrane Klanggewebe bringt vier im Raum verteilte Objekte zum Schwingen. Caroline Profanters Projekt pendelt an der Grenze des Wahrnehmbaren zwischen den Polen fixierter Sounds einer Installation und improvisatorischer Freiheit. Die elektronischen mikrotonalen Klänge erzeugen einen Feedback-Circuit – aus den vier Klangkörper wird ein tönender Organismus, der sich kontinuierlich verändert, moduliert durch elektronische Interferenzen der Umgebung. Mikroskopische Field Recordings kontrastieren und ergänzen die Klangskulptur durch Spatialisierung über die raumspezifische Lautsprecherkonfiguration. Die Performance entführt uns in ein Spiel der Wahrnehmung zwischen organischen und synthetischen Klangformen und den Grauzonen dazwischen.



Aufnahme vom 29.09.2021 aus dem Atelier Automatique in Bochum

© WDR 3, Open Sounds, 20.11.2021

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