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Fight Club – oder: Wie ich mir die Scheiße aus dem Leib prügeln ließ

Ein Mann, der mit sich kämpft. Nicht nur metaphorisch, sondern buchstäblich. J. D. Daniels geht in einen Club, um die brasilianische Form des Jiu Jitsu zu lernen. Seine Auswahlkriterien sind eindeutig: so wenig Einschränkungen wie nötig, so viel Schläge wie möglich.

Von J. D. Daniels ( Übersetzt von Frank Jakubzik)

Im Gym leben Männer eine archaische Form des Zusammenlebens aus: Siegen oder Verlieren. Aber Daniels zeigt, dass es Folgen hat, sich ständig mit schwitzenden Männern auf dem Boden zu wälzen. Sexualität und Gewalt werden ununterscheidbar. Exzess gerät zum Selbstzweck. Und jede Katharsis bleibt aus. Daniels diszipliniert sich nicht, er wächst nicht am Kampf, hält keine Diät. Er braucht den Kampf, ohne ihn zu heroisieren. Denn er kämpft auch, um sich zu bestrafen für seine Unfähigkeit zu schreiben. Er kämpft gegen seinen Vater, der ihn einmal fast erwürgt hat, gegen den Engel, der ihn nicht segnen will.
Mit bitterem Spott zeichnet Daniels ein Bild von sich als Intellektuellem, der sich über alle „dozierenden ex cathera Schriftsteller“ lustig macht, die das Leben nicht kennen, der aber selbst nur ein autodestruktives Zerrbild eines toxisch-männlichen Autors zustande bringt. Autobiographisches Erzählen als ein essayistischer Versuch über den eigenen Vater, Kampf, Liebesunfähigkeit, Liebessehnsucht und die Lust am Scheitern.
J. D. Daniels wurde 1974 in Louisville/Kentucky geboren und es fehlte nicht viel, er wäre dort geblieben. Seine Studienzeit in Boston hat er nach eigener Aussage damit verbracht, zu saufen und sich von seiner Frau zu trennen. Er schreibt für renommierte Zeitschriften. Sonst ist wenig bekannt über ihn. Wir haben die Essays dem Erstling von Daniels entnommen. Er heißt „Die Korrespondenz“ und ist auf Deutsch bei Suhrkamp erschienen.

© Bayern 2, Nachtstudio, 12.12.2017

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