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Georges Perec zum 40. Todestag „Der Teufel in der Bibliothek“, „Wucherungen“ und „Und vergiss die Badehose nicht!“

Herrlich selbstironisch und ohne Angst vor Klamauk ist dieser Hörspiel-Spaß von Georges Perec. „Le diable dans la bibliothèque“ war sein erstes Hörspiel, es schlummerte seit 1967 bei seinem Übersetzer im Saarland und wurde erst 1991 posthum inszeniert.


George Perec: Der Teufel in der Bibliothek

Im Sendestudio des französischen Rundfunks wird gerade ein Hörspiel des jungen Autors Georges Perec aufgeführt und live gesendet. Allerdings mit Hindernissen: Der Regisseur ist beleidigt, die Sprecher rufen zum Streik auf, die Geräuschemacher machen sowieso, was sie wollen. Einig sind sie sich alle nur darin, dass der Autor im Studio stört. Der wiederum ist fassungslos, wie mit seinem Text umgegangen wird…


„Der Teufel in der Bibliothek“

Autor: Georges Perec
Übersetzung: aus dem Französischen von Eugen Helmlé
Regie: Ulrich Gerhardt 
Ton: Werner Klein und Gisela Jahr
Produktion: SR 1991


Georges Perec: Wucherungen

Ein langjähriger Angestellter eines großen Konzerns will bei seinem Abteilungsleiter um eine Gehaltserhöhung bitten. Bevor er jedoch eine Antwort erhält, sind einige Hürden zu meistern. Hält sich der Chef in seinem Büro auf? Hat er Zeit für den Angestellten? Versteht er dessen Bitte? Alle Variationen des Spiels „Es gibt immer zwei Möglichkeiten: Ja oder Nein“ muss der Angestellte durchlaufen. Denn er lässt nicht locker. Aufgrund seiner Ausdauer fragt sich der Hörer, bekommt er sie nun, die Gehaltserhöhung, oder bekommt er sie nicht?

Den „Wucherungen“ liegt ein Organigramm zugrunde, das Perec zusammen mit Raymond Queneau in der „Werkstatt für potentielle Literatur“ (OULIPO) erarbeitet hat. Der literarische Text arbeitet wie ein Computerlernprogramm. Dieses formale Experiment macht die Geschichte des kleinen Angestellten ebenso unterhaltsam wie gesellschaftskritisch.



„Wucherungen“ Von George Perec
Übersetzung: aus dem Französischen von Eugen Helmlé
Regie: Wolfgang Schenck
Ton: Ernst Becker und Rosel Wack
Produktion: SR/WDR 1969


Tilla Fuchs: Und vergiss die Badehose nicht!

Mehr über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Georges Perec und seinem deutschen Übersetzer Eugen Helmlé sowie über die Entstehung von Perecs Hörspielen für den SR erzählt Tilla Fuchs in ihrem Feature im Anschluss an das Hörspiel: „Und vergiss die Badehose nicht! – Die Korrespondenz zwischen Georges Perec und Eugen Helmlé 1966 bis 1982“ (SR 2012). Neben historischen O-Tönen der beiden sind Perecs Witwe Paulette, seine Cousine und Helmlés Witwe Margrit zu hören, ebenso Jean-Luc Joly von der Pariser Perec-Gesellschaft.



Georges Perec (7. März 1936 bis 3. März 1982), einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller seiner Zeit, fand auch in Deutschland viele begeisterte Leserinnen und Leser – nicht zuletzt dank Eugen Helmlé (1927 – 2000), seinem aus dem saarländischen Sulzbach stammenden Übersetzer. Die SR-Hörspielredaktion wiederum verdankt Helmlé den Kontakt zu Georges Perec und in der Folge insgesamt sechs Originalhörspiele.

Rund um Georges Perecs 40. Todestag senden wir in der „SR 2 HörspielZeit“ drei dieser Hörspiele sowie ein SR-Feature, das auch die Entstehung der Hörspiele und das Besondere der Freundschaft zwischen Perec und Helmlé deutlich macht.

In „Fortsetzung folgt“ wird Perecs Erzählung „Kleines Moped mit verchromter Lenkstange“ zu hören sein, gelesen von Nestor Xaidis. Dauerhaft nachhörbar sein sollen diese und andere Hörspiele Perecs auf einer Internetseite, die der SR gemeinsam mit der französischen „Association Georges Perec“ einrichtet.

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