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Günter „Baby“ Sommer zum 80 „Der Schlagzeuger aus dem Zentralquartett“

Von Wolfgang Sandner. Auch wenn er längst alle amerikanischen Vorbilder dankend aus seinem Spiel verabschiedet hat, ist er einer der originellsten und witzigsten Jazzmusiker des alten Kontinents: Dem Schlagzeuger Günter „Baby“ Sommer zum Achtzigsten.

Günter „Baby“ Sommer gehört zur Familie. Wie Peter Brötzmann und Paul Rutherford, Evan Parker, Fred van Hove, Peter Kowald und Gianluigi Trovesi. Und wie die anderen Mitglieder des ostdeutschen Zweigs des europäischen Free-Jazz-Clans, Ernst-Ludwig Petrowsky, Conrad Bauer und Ulrich Gumpert etwa. In der DDR bildeten sie die Gruppe Synopsis, später Zentralquartett genannt, deren listig-subversive Mitglieder sich mit ihren umrisshaften Konterfeis auf roten Konzertplakaten ausnahmen wie Marx, Engels und Lenin selig.

Günter Sommer aus Dresden, der sein Vorbild aus New Orleans – den Schlagzeuger Baby Dodds – noch immer im Spitznamen trägt, auch wenn er längst alle amerikanischen Vorbilder dankend aus seinem Spiel verabschiedet hat, ist einer der originellsten, witzigsten, klügsten Jazzmusiker des alten Kontinents, ein Geschichtenerzähler in Wort und Ton. Ein Zeuge der Nachkriegszeit und des lange wie in Stein gemeißelten Ost-West-Dilemmas ohnehin. Aber auch einer, der mit seinen flinken Besen und subversiven Hämmerchen am Schlagzeug mit dazu beigetragen hat, dass die Mauer zwischen den Blöcken Risse bekam.



© FAZ, Feuilleton, 25.8.2023

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