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Harry Lachner: „Ach, schöner Wahn!“ Musikalische Grenzerfahrungen (!!!)

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Musik und Wahnsinn sind sich näher, als man glauben möchte. Den Opernfreunden dürften die zahlreichen „Wahnsinnsarien“ vertraut sein. Dieses „Irrewerden“ ist ein dramaturgischer Aspekt innerhalb der Opernerzählungen vom Barock bis heute. Der Wahnsinn wird jedoch in jedem Genre – ob Klassik, Folk, Blues oder Pop – auf je andere Art und Weise reflektiert. Doch die Wurzeln des Außer-Sich-Seins stehen bereits am Anfang aller Musik. Sei es im archaischen Ritual des Schamanen, der sich und seine Hörer in Trance versetzt; sei es in der Tradition der Tarantellas und Folias in der südeuropäischen Folklore und in der Klassik. In der Popmusik wissen wir, dass der Sänger – der Erzähler – nicht verrückt ist. Meistens jedenfalls. In der Regel ist es ein mehr oder weniger überzeugendes, mehr oder weniger ironisch-kokettierendes Rollenspiel, bei dem die Musik zu einer Chiffre für ein mal bewegendes, mal irritierendes Entgrenzungsphänomen gerät. Diese Sendung versucht sich in einer Annäherung an eine Welt, die man in ihrer inneren Zerrissenheit, in ihrem Schmerz nur vage erahnen kann.

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swr2-musikpassagen-20160529 Manuskript inklusive Playlist

© SWR 2, Musikpassagen, 29.5.2016