Nachhören

„Ich bin Ende oder Anfang“ Eine Lange Nacht über Franz Kafka

Von Nikolaus Scholz. In Kierling, am Rande des Wienerwalds gelegen, hat Franz Kafka (1883-1924) seine letzten Lebenswochen in einem Sanatorium verbracht, bevor er am 3. Juni 1924 verstorben ist.

 Ihm zur Seite steht damals eine junge Frau, die als Betreuerin der Ferienkolonie des Berliner jüdischen Volksheims arbeitet: die um 15 Jahre jüngere Dora Diamant. Sie ist verzweifelt, dass die Ärzte ihrem geliebten Franz keine Überlebenschancen mehr einräumen. Nicht nur ihr Optimismus und ihre Hoffnung schwinden in zunehmendem Maße, sondern auch die Stimme Kafkas, dem die Ärzte überdies den Rat geben, so wenig wie möglich zu sprechen, um seinen geschwollenen Kehlkopf zu schonen. In der „Langen Nacht” tauchen wir ein in das jüdische Prager Leben um 1900, in dem Franz Kafka aufwächst und das ihn entscheidend prägt. So erlebt der junge, empfindsame Kafka, wie Automobile, Telefone und Fließbänder den Puls der Zeit beschleunigen. Als roter Faden durch diese „Lange Nacht” ziehen sich die spannenden Briefwechsel zwischen Kafka und seinen Geliebten Grete Bloch, Felice Bauer, Milena Jesenská, und Dora Diamant. Hinzu kommen literarische Exkurse in die Parallelwelten, die Franz Kafka nächtens zu Papier bringt: „Das Urteil“, „Die Verwandlung“ oder „Ein Landarzt“. Kafkas langjähriger Freund, der Schriftsteller Max Brod, wird in einem originalen Tondokument aus dem Jahr 1968 zu hören sein, in dem er nicht nur seine Beziehung zu Franz Kafka beschreibt, sondern auch die Beziehung des Schriftstellers zu seinem Vater, den Kafka achtet, unter dem er aber zeit seines Lebens leidet. Begleiter auf diesem Spaziergang durch die Prager Vergangenheit und die Jugend von Franz Kafka sind sein Biograf Reiner Stach und die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, die sich als große Kafka-Bewunderin outet.



Ich bin Ende oder Anfang
Eine Lange Nacht über Franz Kafka
Von Nikolaus Scholz
Regie: der Autor

© Deutschlandfunk, Lange Nacht, 1.6.2024

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert