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In memoriam Martin Walser „Wer sich schreibend verändert, ist ein Schriftsteller.“

Am Freitag, den 28. Juli starb im Alter von 96 Jahren der deutsche Schriftsteller Martin Walser in seinem Zuhause in Überlingen am Bodensee. Daher wiederholen wir ein, Im Gespräch, das Renata Schmidtkunz im Oktober 2014 mit dem streitbaren Schriftsteller geführt hat.

Ein umstrittener Schriftsteller. Des Antisemitismus bezichtigt. 1998 hielt er eine Rede in der Frankfurter Paulskirche, in der er sich – heftig kritisiert – gegen eine „Instrumentalisierung des Holocaust“ wandte. Sein 2002 erschienener Roman „Tod eines Kritikers“, in dem er den 2013 verstorbenen Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki einerseits als Person und andererseits als Symbol einer unredlichen Kulturszene skizzierte, brachte ihm heftige Proteste ein. Frank Schirrmacher kritisierte in der Frankfurter Allgemeine Zeitung sein „Spiel mit antisemitischen Klischees“.

Martin Walser ist aber auch der „große Dichter der kleinen Leute“, Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels“ und unzähliger anderer Auszeichnungen, galt in den 1960-er und 1970-er Jahren als einer der engagiertesten politisch aktiven Schriftsteller und als genauer Beobachter innerdeutscher Zustände.

Renata Schmidtkunz spricht mit Martin Walser über Ambivalenzen, Schreiben und Leben, den Versuch einer Rechtfertigung, die Rückschau auf das Trauma des 20. Jahrhunderts, politisches Engagement des Schriftstellers und die Erkenntnisse des Alters.



Literaturtipps Martin Walser
„Das Traumbuch. Postkarten aus dem Schlaf“, mit Cornelia Schleime, 2022 Rowohlt Verlag
„Sprachlaub oder: Wahr ist, was schön ist.“, 2021 Rowohlt Verlag
„Mädchenleben oder Die Heiligsprechung. Legende“, 2019 Rowohlt Verlag
„Spätdienst. Bekenntnis und Stimmung“, mit Arabesken von Alissa Walser, 2018 Rowohlt Verlag
„Gar alles oder Briefe an eine unbekannte Geliebte“, 2018 Rowohlt, Reinbek 2018
„Das Leben wortwörtlich. Ein Gespräch.“ mit Jakob Augstein, 2017 Rowohlt, Reinbeck
„Ewig aktuell : aus gegebenem Anlass. Rowohlt, 2017 Reinbek 2017
„Statt etwas oder Der letzte Rank“, 2017 Rowohlt, Reinbek
„Ein sterbender Mann“, 2016 Rowohlt, Reinbek
„Schreiben und Leben. Tagebücher 1979-1981“, 2014 Rowohlt, Reinbeck
„Tod eines Kritikers. Roman“, 2002 Suhrkamp

Außerdem:
Jörg Magenau, Martin Walser. Eine Biografie, 2005 Rowohlt

© Ö1, Im Gespräch, 3.8.2023

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