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„Ist das Englands letzte große Band?“ Neues Album von Wolf Alice „Blue Weekend“

Dieses Album gehört in die Playlist des Sommers: Ellie Rowsell, Sängerin der Band Wolf Alice, spricht über unmöglich zu organisierende Konzertreisen und die Verantwortung, den jüngeren Zuversicht zu geben. Von Elena Witzek.

Wie es schon anfängt: mit einem dumpfen Trommeln. Im Rhythmus heranschwappend, sich auftürmend, eine Gischt aus Klang und eine Stimme, Ellie Rowsells, die in der Brandung einen Salto macht. Dann wird der Teppich für die Hymne in den Sand gerollt: „Let me off, let me in. Let others battle.“ Ein Angebot, eine ausgestreckte Hand. Und schließlich bricht der Song sehr unvermittelt ab. Alte Indie-Tradition.

Das Streitfeld um Lob und Verdammung des Indie-Genres soll hier nicht neu eröffnet werden. Eine gewisse Sentimentalität lässt sich in diesen Zeilen allerdings schwer verstecken. Die hier vertretene Ansicht: Kritiker verstanden nicht oder wollten nicht akzeptieren, dass es sich auch nur um eine weitere, beinahe so vielseitige Spielart des Rock handelte. Daher der Vorwurf der Gefühlsduselei und Selbstzufriedenheit an eine Generation der leider hin und wieder auch zu Recht als unpolitisch Gescholtenen.

Auch deshalb heißen die neuen Lieder von Wolf Alice „Feeling Myself“, „No Hard Feelings“ und „Safe From Heartbreak“. Sie träumen und schweben und verbreiten Hoffnung und wecken Erinnerungen an den letzten glücklichen Sommerregen, an Lächeln zwischen Unbekannten, an das Sich-Vergleichen und das Im-Moment-Sein, das vorübergehend verlernt scheint. Auch deshalb ist „Blue Weekend“, dieses Album mit dem irreführenden Namen, eines der großen Alben dieses Sommers.

© FAZ, Feuilleton, 10.6.2021

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