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Jazz-Geschichten aus der DDR „Sound der Unzufriedenen“

In der DDR war der Jazz auch Freiraum. In der Berliner Volksbühne unterhielt sich darüber Thomas Meinecke mit Freejazz-Pionier Günter „Baby“ Sommer. Von Thomas Mauch.

Einer der Vorteile von Schallplatten ist ja der Umstand, dass man mit der Schallplattenhülle auch was zum Herzeigen hat – so ein CD-Booklet ist da kein Ersatz, vom hüllenlosen digitalen Stream nicht zu reden. Diese Schallplattenhüllen sind durchaus ein gewichtiges Argument in der „Plattenspieler“-Reihe, ein Gesprächsformat mit wirklich simplen Regeln: Der Moderator Thomas Meinecke lädt einen Gast ein, beide bringen Schallplatten mit, die sie sich vorspielen, und darüber geredet wird natürlich auch. Damit man was zum Gucken hat, werden die Hüllen groß an die Wand projiziert.

Lange betrieb der Autor und Musiker Meinecke seinen Plattenspieler im Berliner HAU-Theater, nun macht er das an der Volksbühne. Zum Auftakt hatte er vergangene Woche den Schlagzeuger und Freejazz-Pionier Günter „Baby“ Sommer in den großen Saal geladen. Der zeigte sich immerhin propper durchgesprenkelt mit einem doch eher älteren Publikum für eine gemütliche Plauderstunde. Manchmal verläpperte sich das Gespräch auf Abwegen und sammelte sich wieder. Schön, wie man zwischendurch in den Gesichtern der beiden älteren Herren (Meinecke ist Jahrgang 1955, Sommer 1943) so ein fast kindliches Entzücken sah, dass man gleich dem Schiller recht geben wollte mit seinem Satz vom Menschen, der nur da ganz Mensch sei, wo er (Schallplatten) spielt.



© TAZ, Kultur, 26.10.2022


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