Die finnische Jouhikko ist eine seit dem Mittelalter mit einem Bogen gestrichene Leier mit zwei bis drei Saiten, die traditionell aus Pferdehaar gefertigt wurden. Meist erklingen auf den äußeren Saiten die Melodietöne – die innere Saite dient dem Bordunklang.
Mit Babette Michel
Vor 100 Jahren war die Jouhikko nahezu ausgestorben, doch inzwischen gibt es wieder einige wenige Musiker, die sie wiederbeleben. An ihrer Spitze steht der Musiker, Forscher und Instrumentenbauer Rauno Nieminen.
Als einer der wichtigsten Instrumentenbauer Finnlands hat Rauno Nieminen seine eigenen Methoden im Nachbau von Museumsinstrumenten entwickelt. Seine Kopien der archaischen Instrumente bringt Nieminen auch selbst zum Klingen – solo und im Zusammenspiel mit anderen Musikern. Etwa im Duo Ontrei mit dem Kantele-Virtuosen Timo Väänänen oder im Jouhiorkesteri, dem „Pferdehaar“-Orchester, das vor einigen Jahren bei den Mittwochskonzerten der Musikkulturen in Bielefeld auftrat. Außerdem bläst Rauno Ziegen- und Holzhörner, zupft das Nationalinstrument Kantele und schlägt die Rahmentrommel. Immer hat er dabei Spaß am Improvisieren und Experimentieren. Das Ergebnis ist nordischer, neu-archaischer Rock’n’Roll aus dem Land der Mitternachtssonne.
© WDR 3, Jazz & World, 10.10.2018