Musiktipps

Matthias Muche: „Bonecrusher“ – Vom Glockenklang der Posaune von Hans-Jürgen Linke

Zehn Posaunen, ein Schlagwerker, eine Schlagwerkerin, dazu das Wort „Bonecrusher“, was „Knochenmühle“ bedeutet oder „Knochenbrecher“, und man weiß nicht recht, ob es nun der Albumtitel oder der Bandname ist oder beides: Das weckt Erwartungen. Zumal im christlichen Abendland, wo die Posaune als Instrument gilt, mit dem Mauern zum Einsturz gebracht werden können.

Matthias Muche, der 2021 den WDR-Jazzpreis erhielt, ist aber ein subtiler Improvisationsmusiker, kein Schmetterton-Athlet. Sein Posaunen-Tentett mit Schlagwerk-Duo wählt andere Wege und erweitert die herkömmlichen und vertrauten Klangwelten und Spieltechniken der Posaune erheblich.

„Bone“ meint hier nicht Knochen, sondern ist Abkürzung für die trombone, und um deren physikalische und musikalische Eigenheiten geht es bei diesem Album. Physikalisch handelt es sich bei der Posaune um ein Rohr, indem Luft zum Schwingen gebracht wird, musikalisch ist sie ein Instrument, das in vielerlei Hinsicht der menschlichen Stimme ähnelt. Und wer das erste Stück des Albums, „Glocken“, gehört hat, hat ziemlich sicher recht bald jegliche Jericho-Assoziation verworfen. Es ist ein mehrschichtiges, von ferne daherwehendes, von tiefen Farben und Pedaltönen untermaltes, schwebendes Gebilde, das keinen wummernd-mächtigen Glockenton nachäfft, sondern Musik wie einen luftigen Landschafts-Bestandteil von gleichwohl starker Präsenz behandelt.




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