„Mehr Free Jazz wagen“ Günter Baby Sommer ist achtzig Jahre alt geworden

Bernd Gürtler interviewt Baby Sommer. Sein Wohndomizil ist ein ehemaliges Ausflugslokal oberhalb der Radebeuler Weinberge. Unten im Elbtal die Wirkungsstätten seiner Kindheit und Jugend vor den Toren Dresdens, gleichzeitig gewährt die Örtlichkeit einen weiten Rundblick in die Ferne, dorthin, wohin ihn sein überragendes Schlagzeugspiel tragen sollte.

Wobei es Schlagzeugmaestro Günter Baby Sommer nie beim reinen Musikmachen belässt. Ob der von ihm maßgeblich mitentwickelte und mitgeprägte Free Jazz ein brauchbares Gesellschaftsmodell abgeben kann? Die Frage stellt sich im Verlauf des Interviewtermins zwangsläufig.

Ist dir dein achtzigster Geburtstag, sind dir Geburtstage generell eine willkommene Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen und sich vielleicht selbst auf die Schulter zu klopfen in Anbetracht des Erreichten? Oder bist du jemand, der immer und ausschließlich nach vorn schaut?
Das hat sich geändert. Bis zu meinem Siebzigsten, auch noch beim Fünfundsiebzigsten, mussten mich andere an meinen Geburtstag erinnern. Inzwischen nutze ich den Anlass und überlege, was ich in der mir verbleibenden Zeit noch schaffe.

An Beschäftigung jedenfalls scheint kein Mangel. Deine Website nennt knapp zwei Dutzend Besetzungsvarianten, mit denen du bei Bedarf Auftritte bestreiten könntest. Weitere Personalzusammensetzungen sind sicherlich problemlos abrufbar.
Es bieten sich derart viele Möglichkeiten, dass ich mir das wirklich einteilen muss in die Baby Sommer Greek Connection, die Baby Sommer French Connection, die Baby Sommer Italian Connection. Der Rest ist ausgefüllt mit Projekten, die ich nicht loslassen kann beziehungsweise solchen, die sich spontan ergeben. Musikinstrumente baue ich auch immer noch selbst.



© talkingmusic, 12.9.2023

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